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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 41
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0043
Tagebuch, daß Schafe aus den Ställen gestohlen wurden, auch Vieh von den Herden
weg. Auf dem Feld war nichts mehr sicher. Mit Karren und Wagen wurden ..Grundbirnen
". Bohnen. Welschkorn und Obst mitgenommen. Auch die Bellinger blieben
nicht verschont. Es kam hier zu beträchtlichen Schäden. In einem Besatzungs-Schaden
-Register unter November 1797 findet man eine Aufstellung der Schadenshöhe,
welche die einzelnen Personen erlitten, und folgenden Text: „Im Jahr 1796 den 22,e"
und 23,en und 24,en Wein Monat [Oktober] saint die feindlichen Frantzosen draußen
auf dem Schliengener Berg gestauten und haben auf die Kay serlichen geschossen
gegen Steinstat. Welcher Krieg schon 1790 angefangen und hatte gedauert biß 1798
zu Jahr gegen einander gestanden der Frantzoß und die Kaiserlichen. Da haben
wir bey der Schlacht auf dem Schliengener Berg gelitten unserem Dorf Bellingen.
Das Dorf ist so fall frantzoßen gewesen drey Dag und drey Nacht, da alles gestegt
voll Laif und Pfert war. daß man nicht hinauß hatte kommen. Rings um das Dorf
herum war ein Feier [Feuer] am anderen und haben alles den raibern mäßen
überlassen und alle lait bey den retirien [Rückzug] flieht müssen. Über stehlen ist
vill mehr verloren gangen als es beschrieben woren ist. bartiklar-weis [stückchenweise
] erstennert [erstellt] worden. ":J|

In dem Register sind namentlich 119 Personen aufgeführt. Der erfaßte Schaden
belief sich auf 14 669 Gulden 57 Kreuzer, was für das arme Bellingen eine
enorme Summe darstellte. Die Kriegshandlungen waren in unserer Gegend nun
vorüber, aber die Abgaben blieben. So mußten 1801 die Bellinger einen Ochsen
von wenigstens 400 bis 500 Pfund nach Grißheim bringen, um ihn dort den Kaiserlichen
zu übergeben.

Die Menschen waren natürlich froh, daß wenigstens die Kriegshandlungen eingestellt
wurden. In der damaligen Zeit konnte die Bevölkerung fast ausrechnen,
wann der nächste Krieg kommen würde. So ist nicht verwunderlich, daß Johann
Peter Hebel nach den Kriegen am Oberrhein im L Koalitionskrieg Ende April
1797 an seine Freundin Gustave Fecht in einem Brief schreibt: ] Sie werden
sich nun auch recht herzlich des Friedens freuen, und der Ruhe, die soviel tausend
geplagten Menschen endlich wieder erscheint. Gott gebe nun, daß die traurigen
Spuren des Krieges allenthalben, bald vernichtet, oder wenigstens gedeckt werden
mögen, und daß der Friede dauerhaft bleibe: denn ein Krieg in iedem Menschenalter
ist anzunehmen, und es darf sich niemand beschweren, einen überstehen zu
müssen; es gehört ein solches Müsterlein auch in die Charte unserer Lebenserfahrungen
, und es wird wohl auch seine Absicht und seinen Nutzen haben, daß wirs
kennen sollen. Aber zweymal war zu viel.(...).

Wieviel menschliches Leid mußten unsere Vorfahren ertragen, mit der ständigen
Angst lebend, daß der nächste Krieg oder die nächste Katastrophe über sie
hereinbräche. Im Frieden von Luneville. am 9. Februar 1801. wurde Friede zwischen
Napoleon und Österreich geschlossen. Österreich mußte die Bedingungen
des Friedens von Campo Formio (1797) anerkennen, die u.a. beinhalteten, daß alle
linksrheinischen Gebiete des Reiches an Frankreich fielen. Diese Regelung hatte
auch für unsere Orte ihre Bedeutung. Für Bamlach und Rheinweiler bedeutete das.

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