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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 44
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5. Der deutsch-französische Krieg von 1870/71

Am 19. Juli 1870 erklärte der französische Kaiser Napoleon III. König Wilhelm
von Preußen den Krieg. Die süddeutschen Staaten schlössen sich sofort Preußen
an. Ein Stimmungsbild jener Zeit und das damalige Verhältnis zu den Franzosen
beschreibt der Müllheimer Pfarrer Sievert in der ..Geschichte der Stadt Müllheim",
erschienen 1886: ..Es ist begreiflich, daß in unserm Oberlande, der Südwestecke
Deutschlands, mit der Entrüstung über Frankreichs frevelhaftes Beginnen und mit
dem patriotischen Hochgefühl opfermutiger und gottvertrauender Kampfesfreudigkeit
sofort des Bewußtsein drohender Gefahr sich verband. Lebte doch unvergessen
in treuer Überlieferung das Gedächtnis der zahllosen Untaten und Drangsale
, womit in vergangenen Tagen die Franzosen unser Land heimgesucht, und
Badenweilers altersgraue Burgruine steht da als ein ernster Zeuge von wilder
Zerstörungslust des welschen Erbfeinds. "3li

Auf der elsässischen Seite war inzwischen ein größeres französisches Truppenkorps
zusammengezogen worden, was hier Besorgnis wegen feindlicher Einfälle
hervorrief. Die französische Regierung hatte gefordert. Freikorps zu gründen. Die
Mobil- und Nationalgarden waren zusammengetreten, was den kriegerischen Mut
der Bevölkerung entflammte. Es kam immer wieder zu Schießereien und Provokationen
, zu Zerstörungen von Telegraphenleitungen und Eisenbahnschienen. Durchmarschierende
Truppen wurden beschossen, und einzeln reitende Offiziere waren
nie vor einer Kugel sicher. Der großherzogliche Innenminister von Jolly ersuchte die
Landeskommissare und Amtsvorstände deshalb, ihre Aufmerksamkeit sanz beson-
ders auf das linke Rheinufer zu richten. Er forderte durch ein Telegramm auf. täglich
zur Erkundung militärischer Vorbereitungen vertraute Leute über den Rhein zu
schicken. Die Gemeinde Bellingen betraute Dammeister Schlecht mit dieser Aufgabe
, für Rheinweiler war Altbürgermeister Wenk vorgesehen.

Unterdessen traf beim Bezirksamt Müllheim ein Schreiben ein. in welchem um
Auskunft über die Person von A. Wenk aus Rheinweiler gebeten wurde. Dieser
habe direkt an das Ministerium einige Nachrichten gehen lassen und sich zu
weiteren Mitteilungen bereit erklärt. Altbürgermeister August Wenk, der in Rheinweiler
die Wirtschaft ..zur Sonne" betrieb, hatte den Beruf eines Kaufmannes
erlernt, den er mit viel Geschick und Gewandtheit ausübte. In früheren Jahren
geriet er allerdings wegen Zollhinterziehung mit dem Gesetz in Konflikt. Trotzdem
wurde er 1859 zum Bürgermeister von Rheinweiler gewählt und war dies bis
1869. Auch als Mitglied der Kreisversammlung genoß er volle Anerkennung. Die
Antwort des Bezirksamts Müllheim stellte Innenminister Jolly aber nicht zufrieden
. Jolly schrieb zurück, daß er Wenk keineswegs für eine zuverlässige Persönlichkeit
halte. Es bestehe nämlich der Verdacht, daß Wenk nicht abgeneigt sei.
auch für den Feind zu arbeiten. Man müsse sein Verhalten genau überwachen und
bei Verdachtsgründen sofort zur Verhaftung und Einvernahme schreiten.

Mit ein Grund des Mißtrauens gegen Wenk war der Aufenthalt der Gräfin Rapp.
einer Tochter des Generals Jean Rapp.3:' in Rheinweiler. Die Gräfin zählte in Paris

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