Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 48
(PDF, 33 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0050
nahmen zwei davon mit über den Rhein. Sie wollten auch die Schienen an der
Eisenbahn aufreißen, vermochten es aber nicht. Es waren etwa 30 bis 40 Mann.
Sie hatten lange blaue Röcke und Hosen und Gewehre. Bei Karl Höferlin begehrten
einige derselben Branntwein und bekamen auch solchen. Andere kehrten im
Adler' dahier ein. Sie sagten den Bellingern, sie wollten ihnen nichts tun. wenn
die Bellinger ihnen auch nichts tun. Wirklich haben sie niemanden verletzt oder
beraubt. Als viele Leute zusammenkamen, gingen sie Uber den Rhein zurück und
nahmen drei auf der hiesigen Seite im Rhein befestigte Waidle, die der badischen
Regierung gehörten, mit. Während dessen sah man am französischen Ufer des
Rheines etwa 100 Mann solcher Mobilgarden aufgestellt. Dieses wurde in den
umliegenden Orten alsbald bekannt, und es kamen viele aus den benachbarten
Orten mit Gewehren, Heugabeln. Sensen und Stiefeln bewaffnet. Auch viele Unbewaffnete
waren hier. In der Nacht desselben Tages marschierte badisches Militär
hier ein. Sie lösten die mit Sensen und Heugabeln Bewaffneten aus Bamlach,
Rheinweiler, Hertingen, Schlierigen und Kandern hier verbliebenen Männer ab.
Auch Gendannerie war inzyvischen aus Freiburg gekommen. Weil die Franzosen
oft an das diesseitige Ufer geschossen hatten, ließen die badischen Soldaten von
Bamlach eine Kanonenkugel auf das Haus des Bürgermeisters in Landau abfahren
, welche in den Dachstuhl desselben einschlug. Eine andere Kugel zündete in
Kleinlandau. Am 7. September nachmittags zogen die badischen Soldaten aus
Bellingen und Bamlach wieder ab. "38>

Werner Schär schrieb in seiner Chronik von Hertingen zu dem Ereignis, daß an
einem klaren Augustmorgen französische Mobilgarden den Rhein überquerten, der
damals hart an Bellingen, unmittelbar unter dem Schloß des Grafen von Andlaw
vorbeifloß. Wagen mit Kindern. Betten. Weinfäßchen. Mehlstumpen und heulende
Frauen aus Bellingen erschienen nun in Hertingen, und angsterfüllte Stimmen riefen
: ,,D'Franzose sin über de Rhi cho!" Die gegen 20 französischen Mobilgardisten
, die in Bellingen eintrafen, hätten neben anderem die Telegraphenleitung zerstört
, sich in den Reben „herumgetrollt" und dort prachtvoll behangene Weinstöcke
abgeschnitten, die sie im Triumphzuge ins Dorf zurückbrachten. „Im Gasthaus zum
Adler nahmen sie Quartier und stellten vor diesem ihre Gewehrpyramiden auf. Zwei
Gardisten hielten Wache. Inzwischen hatte sich der Hertinger Wirtssohn vom Rößle
namens Eierich mit seinem Pferde in rasendem Galopp nach Kandern begeben, um
die dortige Schützengesellschaft zu alarmieren. Wie die Franzosen in Bellingen
gegen elf Uhr das Anrücken der Kanderner Schützen bemerkten, zogen sie es vor,
wieder über den Rhein zurückzukehren. Sie blieben somit nur vier Stunden lang
Herren von Bellingen, in welcher Zeit sie indessen vieles zerstört hatten. Es fand ein
kurzer Feuerwechsel statt, bei dem es keine Verletzten gab. "39>

Im Jahre 1917 veröffentlichte Karl Hofmann in seinen Beiträgen zur Heimatgeschichte
u.a. auch das Ereignis in Bellingen, wodurch es über das Markgräflerland
hinaus bekannt gemacht wurde. Wieder einmal herrschte Krieg gegen Frankreich.
Hofmann schreibt: „Nur ein einziges Mal gelang es den Feinden, mit einer Handvoll
Leuten das badische Ufer zu betreten. Am 31. August kamen bei Bellingen in

48


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0050