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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 61
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Wein 1 fl. (Gulden), das Nachtessen 48 xr. (Kreuzer), das Logis 1 fl.. und er meinte,
in den mittelmäßigen sei es ebenso: in die schlechten gehe er allerdings nicht.6'

Hebel dachte darüber nach, wo er sich mit seinen Freunden treffen könnte. Er
schrieb, er werde sich zu nichts entschließen, bevor er nicht wisse, wie sie sich
entschieden. „Ich geh auch mit nach Demach, nach Wildbad, nach Baden in der
Schwätz [ ■■■ ], selbst nach Riedlingen, wenn 's nicht änderst sein kann." Hebel
erinnerte sich gewiß an sein geliebtes Oberland, an das stille Feuerbachtal. wo er
vor 30 Jahren so oft gewesen war. Seine Phantasie wurde immer lebhafter und
ausgelassener. Er spielte mit dem Gedanken. Riedlingen moderner und abwechslungsreicher
zu gestalten: .Jn Riedlingen errichte ich alsdann eine Spielbank und
führe überhaupt den Badner Ton dort ein. Die Vögte müssen Marschälle werden,
die Vögtinnen Herzoginnen und Marquisen, die Schulmeister Domherrn. Der Jo-
hannesli von Blansingen muß den König von Baiern vorstellen, der dis Jahr auch
wieder nach Baden kommt. Alle Sonntage strömt die vornehme Welt herbei von
Holzen, Hammerstein, Nebenau, Hertingen, Huttingen, Manchen, Feuerbach. Es
wird noth haben an Platz. Abends anstatt in die Comödie zu gehen, lesen wir eine.
Es wird sich noch viel für Riedlingen thun lassen, soviel schon scheint geschehen
zu seyn, und wir brauchen den Creisdirektor, dem Herr von Baumbach7' eine
Ehrensäule von kararischem Marmor will errichten lassen, nicht dazu. "8>

In einem Brief vom 21. Juni an seine Freundin kamen Hebel Zweifel, ob die
Kur von seinen Weiler Freunden überhaupt in Anspruch genommen werde, wenn
er äußerte, daß aus der Badereise, von der er so lange vorgeschwärmt habe, wohl
nichts zu werden scheine. Sie sei doch für alle so notwendig und wohltätig. Jch
glaube wohl, daß es viele Bedenklichkeit hat, doch glaubte ich auch, daß man der
Gesundheit u. Erheiterung des Gemüths viele Bedenklichkeiten aufopfern kann u.
doch dabei gewinnt." Und wieder sprach er sich gegen Riedlingen aus, indem er
schrieb: „[...] ob Sie nicht Baden den Schimpf anthun u. nach Riedlingen gehen,
um sich ia nur halber u. nicht ganz zu helfen "9l.

Aber im Juli 1812 war es dann doch soweit. Die beiden Frauen hatten mit
Baden-Baden nichts im Sinn und entschieden sich trotz Hebels Bedenken für
Riedlingen. Die „Frau Vögtin'* und die Jungfer Gustave begaben sich zu einem
vier- bis fünfwöchigen Aufenthalt nach dort. Hebel schien sich damit abgefunden
zu haben und schrieb Gustave am 5. Juli: „Geben Sie doch ia acht auf den Gang
Ihrer Gesundheit. Sie waren nach Ihrem Brief frey im Kopf und hattens desto
beschwerlicher im Fuß. Ohne Zweifel hat beides Zusammenhang. Vielleicht läßt
sich etwas daraus erklären. Vielleicht ist es nur eine rheumatische Materie, die
Ihnen bisher so viel Schmerzen verursachte. O wie zuträglich wäre Ihnen alsdann
Baden gewesen. Ich kanns nicht vergessen. Doch fange ich an zu glauben, daß
weniger die Bestandteile als die Wärme des Bades wirkt. [...] Baden Sie nur
nicht zu warm, bleiben Sie nicht zu lange darinn sitzen [ ... ]." Dann meinte Hebel
weiter, er habe in Lörrach lange mit dem Gedanken gespielt, umzusatteln und
Medizin zu studieren. Doch die Schwierigkeiten seien zu groß gewesen. „Aber
wenn ich sie besiegt hätte, so könnte ich ietzt Ihr Arzt seyn. "I0>

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