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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 62
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0064
Hebel selbst erlaubte sich nur einen Kurzaufenthalt in Baden-Baden. Seine Geschäfte
gestatteten ihm keine längere Verweildauer. Vom 20. Juli liegt ein Brief
aus der Stadt Baden vor: .Aber ietzt l. F. wollen wir eine rechtfläthige Badkorrespondenz
miteinander anfangen, denn hoffentlich sind sie iez auch in ihrem Pisa,
und ich wünsche, daß es Ihnen dort so gut gefallen möge, und ergehen möge, als
mir hier." In Baden-Baden war zu diesem Zeitpunkt Hochsaison. Hebel schrieb,
daß überall Glanz. Wohlleben. Müßiggang und Geldspiel herrschten und daß Könige
. Fürsten. Grafen. Professoren. Juden und Komödianten anzutreffen seien. Er
bat Gustave Fecht. ihm von Riedlingen aus nach Karlsruhe zu schreiben. Er bleibe
nur noch diese Woche hier, und er würde gerne etwas Liebes antreffen, wenn er
heimkomme. Viele Leute bestellten für das künftige Jahr wieder ein Logis, wenn
sie fortgingen. .Jch bestelle 2 Zimmer für das Pfarrhaus v. Weil, will sehen, ob Sie
mich in den Kosten stecken lassen. ""'

Am 7. August 1812 schrieb Hebel an Gustave Fecht: .Denke Sie nur. Liebe, ich
war nicht länger als 5 Tage in Baden. Als es mir am besten gefiel, brach ich auf.
Denn wer in Baden nichts zu tun hat, d.h. nicht zu baden und nicht zu spielen hat,
der muß sich nur vorstellen, aber nie versuchen, wie angenehm es ist. lang dort zu
sein. [... } Wie gut bin ich dem Riedlinger Bad, daß es Ihnen dort gefällt, und noch
mehr, daß es Ihnen gut zuschlägt. 0, wenn Sie doch von Ihrem Schmerz, ganz
befreit werden könnten. Aber ich glaube gar, Sie baden täglich zweimal, weil Sie
schreiben. Frau Caroline diiife nur einmal. Das gefällt mir nicht. Doch hoffe ich,
der Arzt habe es Ihnen gutgeheißen. Vielleicht ist auch die Kraft des dortigen
Wassers so stark, daß man zweimal baden muß, wenn man etwas davon spüren
will. In Baden wollt ich 's niemand raten. Man wäre in 14 Tagen ein Engel, [... ]. "
Doch dann änderte Hebel seine bisher geäußerte Meinung über Riedlingen, als er
sich noch einmal die Hektik und das pulsierende Leben in Baden-Baden in Erinnerung
zurückrief. „Ich dachte, als ich droben war, Frau Caroline könne doch recht
haben, daß sie nicht hin wollte, und es war mir um deswillen fast recht, daß es
nicht geschehen ist. Für so stille, fromme Pfarrersleute ist's doch dort ein großes
Gewühl. Schon lustig einen Tag lang mit anzusehen, aber nicht 4 Wochen lang
mitzumachen. Es kann sein, es hätten alle das Heimweh bekommen. "/:'

Der Kuraufenthalt der Weiler Frauen im Riedlinger Bad wurde inzwischen beendet
, und der Alltag kehrte wieder ein. Zurück bleibt aber die Erinnerung an ein
kleines Bad. das einst eine Viertelstunde vom gleichnamigen Dorfe entfernt lag.
..Die Bäder von Pisa." die sich freilich nie eines Weltrufes erfreuen konnten,
sondern deren Bekanntheitsgrad höchstens bis Lörrach und Basel reichte, sind
inzwischen verschwunden und bei v ielen in Vergessenheit geraten. Aber man rufe
sich noch einmal Hebels Briefwechsel über dieses kleine Bad in Erinnerung: seine
Gedanken zu dessen Gestaltung und Weiterentwicklung, sein Traum von einem
großen Aufschwung, wenn er sich Besucherscharen ausmalte, die freilich ..nur'"
aus Holzen. Hammerstein. Mauchen und Feuerbach kommen sollten.

Haben sich diese Gedanken und Vorstellungen später nicht bei anderen Bädern
wiederholt? Auch die Bellinger träumten in der Zeit, als noch in einem Bottich

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