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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 66
(PDF, 33 MB)
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1802 stirbt ihr Mann an einem Schlaganfall. Einige Zeit wird sie nun von
Selbstvorwürfen geplagt, doch dann nimmt sie das leichte Leben wieder auf.

1803 veröffentlicht Juliane von Krüdener in Paris den gefühlvollen autobiographischen
Briefroman ..Valerie". Dieser entstand in der Nachfolge des ..Werther'*, und er
fand sogar das Lob Goethes. Der Erfolg war so groß, daß bald eine Zweitauflage
und eine deutsche Übersetzung folgten. Im Jahre 1804 kehrt Frau von Krüdener in
ihre baltische Heimat zurück und führt auf dem 1795 geerbten Gut Kosse bei Riga
Reformen durch. So verbietet sie das übliche Schlagen der Leibeigenen, läßt Schulen
für deren Kinder bauen und führt sogar die Kinderimpfung ein.

Die große Wende

Nun folgt die große Wende. Ausgelöst wurde diese durch den plötzlichen Tod
eines livländischen Junkers, der auch von ihr bezaubert war. Als dieser sie von der
Straße herauf am Fenster ihrer Wohnung grüßt, erleidet er einen Schlaganfall, was
Juliane von Krüdener zutiefst erschüttert. Unter dem Einfluß der Herrnhuter Brüdergemeinde
geht sie nun den ..königlichen Weg" und sagt sich von ihrem „verworfenen
Lebenswandel" los.

Sie vertieft sich in die Bibel, betet stundenlang und nimmt Bekehrungen vor. In
dieser Endzeit der Napoleonischen Kriege mit ihren Verwüstungen und nachfolgenden
Hungerjahren finden ihre Bußpredigten und Weissagungen großen Widerhall
, und sie selbst kommt sich in ihrem Mystizismus von Gott erwählt vor.

Nach den Niederlagen der Preußen gegen die Franzosen bei Jena und Auerstedt
(1806) geht Frau von Krüdener nach Königsberg, wohin sich die königliche Familie
geflüchtet hat. Dort pflegt sie in den Lazaretten zusammen mit der Königin
Luise kranke und verwundete Soldaten.

Danach begibt sie sich zur Brüdergemeinde nach Herrnhut und anschließend
nach Karlsruhe zu Jung-Stilling. dem Religionsphilosophen und Geisterseher. Dieser
spricht ihr vom Beginn des Tausendjährigen Reichs und bestärkt sie in ihrem
Glauben an das unmittelbar bevorstehende Weltende.

1809 kehrt die Baronin wieder nach Riga zurück, doch 1813 finden wir sie in
Genf und 1815 in Baden-Baden, wohin sich der Badische Hof zurückgezogen hat.
Im selben Jahr gerät dann der vom Wiener Kongreß kommende und ebenfalls
mystisch veranlagte russische Zar Alexander L in Heilbronn in ihren Bann. Danach
entwirft er in Paris unter ihrem Einfluß die sogenannte „Heilige Allianz".
Diese Verbrüderungsakte der Völker wurde von dem österreichischen Kaiser
Franz I. und dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. mitunterschrieben,
doch praktisch blieb sie ohne Bedeutung.

Als Zar Alexander im September 1815 von Paris abreiste, lud er die ..Schwester
Juliane'" nach Petersburg ein. wofür er ihr Pässe ausstellen ließ. Doch zu Hause
war bei ihm der Bann gebrochen, und als Frau von Krüdener später in Sankt
Petersburg weilte, verweigerte er ihr eine Audienz.

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