Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 69
(PDF, 33 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0071
Auf diesen amtlichen Bericht hin erfolgte die Ausweisung der Frau von Krüde-
ner aus dem Gebiet des Standes Basel, wonach sie ihre Tätigkeit an das Grenza-
cher Horn verlegte.

Am Hörnli

Zwischen dem 22. und 24. Januar 1816 geht die Baronin ans Hörnli. doch
Anfang April wird sie nach Schloß Liebegg bei Aarau eingeladen. Dort und in der
Stadt selbst setzt sie ihre Erbauungsstunden vor vielen Menschen fort und trifft
auch mit Johann Heinrich Pestalozzi zusammen.

Am 1. Juni läßt sie sich dann mit Frau Armand und Kellner am Hörnli nieder.
Dort hatte ihnen der Waldhornwirt Daniel Dietrich ein ärmliches Häuschen zur
Verfügung gestellt. Dieses bestand aus einer Küche und drei kleinen Zimmern, die
als einziges Mobiliar einen Strohsack sowie einen Tisch und Stuhl enthielten. Für
ihre Predigten überließ ihr der Gastwirt das ..Waldhorn".

Vom Grenzacher Horn aus führte Frau von Krüdener eine umfangreiche Korrespondenz
mit hochstehenden Persönlichkeiten sowie mit Missions- und Bibelgesellschaften
, wodurch ihr große Geldsummen zuflössen.

Sehr unterstützt wurde sie auch von dem Basler Professor Friedrich Lachenal.
der an der Universität Logik und Metaphysik lehrte. Dazu bekleidete dieser hochangesehene
und aus einem alten Basler Geschlecht stammende Mann noch das
Amt eines Kriminalrichters. Am 24. Juni 1816 war Lachenal auch für ein Jahr
zum Rektor der Universität gewählt worden. Unter dem Einfluß der Frau von
Krüdener legte er schon im August seine Richtertätigkeit nieder, und im Januar
1817 ließ er sich - erst fünfundvierzigjährig - von seiner Professur entbinden.61

Lachenal war sehr reich und besaß ein großes Gut an der Grenzacher Straße in
der Nähe des Riehentors. Dieses stellte er nun Herrn und Frau von Berckheim zur
Verfügung, und außerdem unterstützte er die Baronin von Krüdener mit beträchtlichen
Geldsummen. Diese konnte sie auch gut gebrauchen, denn überall im Lande
herrschte wegen der durch starke Regenfälle verursachten Mißernte von 1816 eine
schreckliche Hungersnot. Aus der Schweiz, von Baden und Württemberg strömten
zahlreiche Hungernde zum Hörnli. denn dort gab es wenigstens noch zweimal am
Tag eine warme Suppe. Durch diese Mildtätigkeit wurden ihre letzten Geldmittel
aufgebraucht, so daß sie ihre Wertsachen für 20 000 Franken verkaufte.

Neben diesen Speisungen hielt Frau von Krüdener im Gasthaus Gebetsversammlungen
ab und predigte von dort aus zu oft Hunderten von Menschen. Die
Frommen unter ihnen, die allerdings in der Minderzahl waren, sahen in der allgemeinen
Not das Zeichen des bevorstehenden Jüngsten Gerichts, und auch die
Baronin glaubte an das baldige Gottesreich auf Erden.

Unter die hungrige Menge mischte sich auch manches lichtscheue Volk, so daß
sich die Nachbarn nicht mehr auf die Straße getrauten. Deshalb wandte sich der
Grenzacher Bürgermeister an die Behörden und bat um Hilfe. Polizisten nahmen

69


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0071