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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 72
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0074
Innern beauftragt seien. ..die Frau von Krüdener aus dem diesseitigen Gebiet
wegzuweisen" l2). Sie scheint sich aber noch bis Ende April am Hörnli oder auf
dem Landgut des Professors Lachenal an der Grenzacher Straße aufgehalten zu
haben. Dort wohnten übrigens noch am 11. Mai etwa 20 Personen, die vorher bei
der Baronin am Hörnli gewesen waren, ohne Aufenthaltsbewilligung.1" Die Familie
von Berckheim befand sich aber nicht mehr darunter, denn diese war bereits
am 8. Februar 1817 von der Basler Regierung angewiesen worden, bis zum Ende
des Monats die Stadt zu verlassen .141

Nach der Ausweisung aus dem Großherzogtum Baden beschließt nun Frau von
Krüdener eine große Missionsreise in die östliche Schweiz und Vorarlberg, wo ja
die Hungersnot am größten gewesen ist. Dabei ist es ihre Absicht. ..die irdische
Speise mit dem Brote des Lebens auszuteilen",5).

In dieser Zeit erschienen auch zwei anonyme, aber sicher aus dem Kreis der
Baronin stammende kleine Drucke, die vor allem in Basel viel Aufsehen und Zorn
erregten. Es waren dies die Flugschrift ..An die Armen" und die ..Zeitung für die
Armen", worin den Begüterten das Gericht Gottes angedroht wird. Die Armen
sind dagegen die liebsten Kinder Gottes, die er zur Aufrichtung seines Reiches
brauche. Für diese habe der Herr ein neues Heimatland namens ..Solyma" vorgesehen
, das nach Ansicht der Frau von Krüdener nur in Rußland liegen könne. Und
Zar Alexander sei der Erwählte, um dieses Volk Gottes zu führen.

Aus den im Staatsarchiv Basel aufbewahrten Verhörprotokollen geht hervor,
daß die städtischen Behörden gegen die Auswanderungswilligen energisch vorgingen
und sie einer strengen Untersuchung unterwarfen.161

Da Anfang Mai die erwartete Einreiseerlaubnis des Zaren noch nicht vorlas, brach
Frau von Krüdener vom Grenzacher Horn aus zu der erwähnten Missionsreise in die
Ostschweiz und das Vorarlbergische auf. Als sie dabei mit ihrem Anhang über Basler
Gebiet ziehen will, dürfen sie die Schweizer Grenzbeamten nicht durchlassen. Empört
schimpft sie über die ..gottlosen Baseler Geldsäcke" und wendet sich auf badischer
Seite rheinaufwärts. Nach einem mehrtägigen Aufenthalt bei Warmbach versucht
sie. über die Rheinfelder Brücke in die Schweiz zu gelangen. Doch der aargauische
Amtmann weist sie zurück. Dabei wird er von Bauern unterstützt, die - von
ihren Pfarrern aufgehetzt - Barrikaden errichtet hatten und das elende Häufchen noch
mit Steinen bewarfen. Die Baronin selbst wird dabei an der Schläfe verletzt.

Bei Laufenburg gelingt es ihr schließlich am 8. Mai. in die Schweiz zu kommen.
Doch im Aargau und auf Solothurner Gebiet wurde sie nicht geduldet, und auch
der Kanton Luzern nahm sie nur für kurze Zeit auf.

In Horw am Vierwaldstättersee stießen dann in den ersten Junitagen auch Professor
Lachenal und seine Frau zu der Gruppe und nahmen an der Missionsreise
teil. Vorher hatte Lachenal sein Landgut an der Grenzacher Straße an den Handelsmann
Daniel Schönauer-Bernoulli v erkauft, wodurch dieses zum sogenannten
..Schönauerischen Gut" wurde.I7)

Vom Vierwaldstättersee aus begibt sich Frau von Krüdener nun mit ihren Getreuen
über Zürich an den Bodensee. um von dort nach Österreich zu gelangen.

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