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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 78
(PDF, 33 MB)
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Auch Fachwerk konnte in dekorativer Absicht einbezogen werden, entweder um
Ländlichkeit anzudeuten oder allgemein auf Altdeutsches anzuspielen (z. B. an
den Lörracher Gasthäusern Zum Meyerhof und Zum Kranz (1903). wobei letzteres
mit seinem Krüppelwalm und dem Zwerchhaus wie eine veredelte Variante des
Nürnberger Dürerhauses wirkt. Bei Geschäftshäusern erschienen jetzt auch gußeiserne
Säulen in den Schaufenstergeschossen. z.B am Kaußiaus Turm (1901) oder
am üppig dekorierten Geschäftshaus Renk (1896). beide in der Turmstraße in
Lörrach.

Reich verzierte Balkongitter setzten Akzente. Sowohl Erker mit markanten
Turmhelmen als auch wirkungsvolle Dachaufbauten, malerisch ausstaffierte Gaupen
oder mannigfaltig dekorierte Zwerchgiebel ebenso wie sorgfältig gestaltete
Sockelzonen schmückten den Baukörper. Dazu kamen vielfältig profilierte Gesimse
und andere aufwendig bearbeitete Architekturglieder, je nach Stilrichtung. Etwa
ab 1900 wurde auch bei uns die Asymmetrie als Gestaltungsmöglichkeit sehr
geschätzt (Abb. 7).

Vielgestaltig wurde das Bild nicht nur durch die Orientierung an unterschiedlichen
Stilvorbildern, sondern auch durch die vielseitige und freie Art des Umgangs
mit diesen. Jede Baustelle brachte eine Überraschung. Neurenaissance dominierte
bei Profanbauten, in den beiden letzten Jahrzehnten des Jahrhunderts nun auch mit
dem Rückgriff auf deutsche Renaissance, wobei man im einzelnen wieder auf
Vorbilder aus unterschiedlichen Regionen anspielte. Nicht wenige der damals entstandenen
Bauten gehören allerdings in die klassische Richtung, ohne voll ausgeprägte
Renaissancemerkmale aufzuweisen. Brönnimann spricht in seinen ..Basler
Bauten"1' von ..spätklassizistischen" Formen. Viele Mietshäuser und Villen zeigen
damals als „weiterentwickelt" empfundene, annähernd renaissancistische Elemente
(Abb. I, beide Häuser in je unterschiedlicher Weise). Entsprechendes kann man
bei gotisierenden Bauwerken beobachten.

Eine genauere Betrachtung der Bauten um 1900 läßt erkennen, daß die sachkundige
, möglichst korrekte Orientierung an einem Stilvorbild nicht mehr bestimmendes
Gestaltungsprinzip war. Man erstrebte um jene Zeit eine Weiterentwicklung
auf der Grundlage des ererbten Formenschatzes, was zu eigenwilligen Kombinationen
und Variationen alter Formen führte. Was beispielsweise in jenen Jahren an
steinernen Fensterrahmungen geschaffen wurde, läßt sehr wohl die Herkunft der
einzelnen Elemente erkennen (etwa Hohlkehlen. Stabwerk, Vorhangbögen u.a. aus
der Gotik), ist aber oft so frei gestaltet, daß man es nicht direkt mit alten Vorbildern
in Verbindung bringen kann.

Werfen wir einmal einen Blick auf ein durchschnittliches Mehrfamilienhaus von
1898 (Lörrach, Beichenstraße 7) mit einer keineswegs besonders kunstvollen,
aber sich anspruchsvoll gebenden Fassade (Abb. 1)! Was hat sich der Architekt
nicht alles einfallen lassen, um das Haus aufzuwerten! Er wartete auf mit der
beliebten Backstein-Hausteinkombination, einer ausgeprägten Farbigkeit (durch
einen neueren Anstrich verändert). Mit Rustikalisenen (oder -pilastern) im Erdgeschoß
, diamantierten Scheitelsteinen, plastisch behandelten Brüstungsfeldern.

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