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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 81
(PDF, 33 MB)
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dieser Arbeit sein, einen umfassenden Überblick über die erhaltene Bausubstanz
zu geben. Es soll statt dessen anhand von ausgewählten Beispielen jeweils die
Bandbreite des architektonischen Schaffens in den einzelnen Neostilrichtungen
charakterisiert werden. Dabei wird immer wieder erkennbar, daß sich etwa ab
1900 eine Architektur durchsetzte, die auf eine neuartige, damals als modern
empfundene Transformation und Verschmelzung von Elementen der alten Stile
bedacht war, weshalb die Zuordnung zu einem Neostil und die hier im folgenden
gewählte Gliederung in einem gewissen Maße relativiert werden muß. Ein lehrreiches
Beispiel ist der Lörracher Bahnhof (1907-10). Wegen der bis zur Kämpferhöhe
in eine markige Rustikawand eingeschnittenen Rundbogenfenster allein kann
man den Bau (Abb. 2) nicht der Neurenaissance zuordnen. Das große halbrunde
Mittelfenster ist beinahe ein klassisches Thermenfenster, besitzt aber mittelalterliche
Säulen mit Schaftringen und Blattkapitellen. Die abgefasten Pfeiler der Eingangsarkaden
erinnern etwas an die Hübsch-Eisenlohrzeit. also an unsere frühen
Bahnhofsbauten. Die kompakten Ecktürmchen des großen Giebels aber zeigen
Nähe zum Jugendstil wie auch die Löwenmaske des Scheitelsteines dazwischen.
Gewiß war der Architekt davon überzeugt, die historistische Stilarchitektur auf
diese Weise überwunden und so einen modernen Bau geschaffen zu haben.

Neurenaissance

In der ersten Jahrhunderthälfte und noch darüber hinaus bedeutete Neurenaissance
selbstverständlich und fast ausnahmslos Rückgriff auf italienische Renaissance
. Auch in den letzten Jahrzehnten des Jahrhunderts erfreuten sich beispielsweise
manchmal barockes Relief annehmende Dreiecks- und Segmentgiebelverda-
chungen nach italienischer Art noch großer Beliebtheit. Erst im späten 19. Jahrhundert
gewann bei uns die deutsche Renaissance als Stilvorbild Bedeutung.
Trotzdem ist Lörrachs bedeutendstes Neurenaissancebauwerk jener Zeit das ehemalige
Bezirksamt (heute Polizeirevier, 1891/92) in der Bahnhofstraße, ein italia-
nisierender Palazzo (Abb. 3). der allerdings in der jetzigen Umgebung nicht recht
zur Geltung kommt.

Architekt war der ebenso stilkundige wie produktive und kreative Joseph Dürrn
(1837-1919). der selbst ein umfangreiches Standardwerk über die italienische Renaissance
veröffentlicht hatte. Der vielbeschäftigte Dürrn war oberster Baubeamter
des Großherzogtums und hat in dieser Eigenschaft auch in unserer Südwestek-
ke einige interessante Bauwerke hinterlassen (so in Freiburg u.a. die neuromanische
Johanneskirche und das Friedrichsgymnasium, in Schopfheim eine neugotische
, in Badenweiler eine neuromanische Kirche).

A. Pfister hat in seinen „Lörracher Bauten"' aus der Sicht seiner Zeit, die für den
Historismus denkbar wenig Verständnis aufbrachte, das Bezirksamt recht ungünstig
beurteilt.4' Heute fällt es uns nicht schwer, bei diesem nobel proportionierten
Bauwerk mit seinem feinen Dekor und der schönen Steinbearbeitung den gelunge-

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