Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 89
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0091
len Pyramidenstumpfdach in Eckposition wirkt auch dieser Bau ein bißchen französisch
. Zur deutschen Renaissance bekennt sich dagegen das Foyer mixte de
garnison (einst Offizierscasino) in der Goethestraße in Müllheim (Abb. 12). Mit
seinem schlanken Erker, dem Volutengiebel, der markigen, über die Sockelzone
hinausgreifenden Rustika und der betonten Asymmetrie ist der Bau auf malerische
Wirkung bedacht, was man zu Beginn des neuen Jahrhunderts zunehmend schätzte
. Nur ganz ungefähr greift das Gefängnis in Schopfiieim (1894) auf den Renaissanceformenschatz
zurück.

Die Neurenaissance ist im Profanbau in Freiburg gut vertreten. Es seien hier
lediglich einige Beispiele genannt: auf eine Kommentierung muß w eitgehend verzichtet
werden.

Lessingschule (1885/86 und J904), eigentlich noch klassizistisch; Goethe-
Gymnasium (1891): der Mittelrisalit semperhafte Neurenaissance, sonst eher
klassizistisch in Anlehnung an Schinkel; Halle und Portal des Hauptfriedhofs
(um 1896), noch in der Art von Josef Dünn; Turnseeschule (1899-1902); Gewerbeschule
IV (1902-05), norddeutsch geprägte Renaissance; Friedrichsbau
(1906 und 1910); Friedrichsgymnasium (1904-07) teils gotisierend, teils renais-
sancistisch mit einem Dekor, der weder aus der Gotik, noch aus der Renaissance
stammt, auch nicht wirklich als Jugendstildekor gelten kann; das ehemalige
Lehrerseminar (1907), heute College Titrenne, mit gotischen Staffelfenstern.
Die Christuskirche (1889-91) ist eine ganz eigenwillige Schöpfung, deren Fenster
von italienischen Renaissancevorbildern abgeleitet sind. Im übrigen kann
man den Bau nicht der Neurenaissance zuordnen. Viele Mietshäuser von der
Wiehre bis zum Stühlinger usw. zeigen „weiterentwickelte", nur allgemein an
die Renaissance anknüpfende Formen. Besonders renaissancefreudig war man
z.B. bei der Bebauung der Werderstraße.

In Basel entstanden einige Schulhäuser, die teils Formen der italienischen oder
der deutschen Renaissance aufweisen, teils eher dem Spätklassizismus zuzuordnen
sind. Wettsteinschulhaus (1880-82); Bläsischulhaus (1882/83); Ehemalige Töchterschule
am Kohlenberg (1883/84); Sevogelschulhaus (1889); Gewerbeschule,
bis 1997 Museum für Gestaltung (1892/93), deutsche Renaissance. Viele späthi-
storistische Mietshäuser jener Zeit neigen eher allgemein dem Klassizismus zu
oder zeigen andererseits barocke Anklänge. Auch bei der zeitgenössischen Villenarchitektur
ist die Vorliebe der Basler fiir den Barock, den französischen, aber
auch den einheimischen, erkennbar. Eine beachtenswerte renaissancistische Ausnahme
stellt das Wohnhaus Schertlingasse 16 (1880) dar. Wertvolle Bauten fielen
in den letzten Jahrzehnten der Spitzhacke zum Opfer.

Schon die Ausführungen über einen der Neostile machen deutlich, in wie vielfältiger
und kreativer Weise Architekten jener Zeit die Stilvorbilder, hier die Renaissance
, für eine aus damaliger Sicht zeitgemäße Architektur fruchtbar machten.
Sie waren davon überzeugt, auf das Erbe der beginnenden Neuzeit zurückgreifend,
sehr wohl Bauwerke schaffen zu können, die den modernen Zweckerfordernissen
voll entsprechen.

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