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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 91
(PDF, 33 MB)
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sprechend, aber sehr weit von Wohnbauten der Spätgotik entfernt. Archäologische
Treue war damals (in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts) eben nicht mehr
gefragt, wäre im Gegenteil bereits als rückständig und unkreativ beurteilt worden.

Ganz ähnlich verhält es sich beim Wohnhaus Luisenstraße 33 in Lörrach (heute
Psychologische Beratungsstelle), dessen Architekt aber wieder ganz anders mit
gotischen (und nicht gotischen) Versatzstücken operierte. Er sorgte durch auffallend
große Fenster für viel Licht in den Wohnräumen der Straßenseite (Abb. 14).
Die ungleich großen Fenster scheinen sich dem Raumprogramm optimal anpassen
zu wollen. Die forcierte Unregelmäßigkeit ist Prinzip. Der Symmetrie wird bei der
Anordnung der Fenster und Türen geradezu der Kampf angesagt. Die Fenster sind
in unterschiedlicher Weise gotisch maskiert. Sogar der englische dripstone. die
gebrochene Traufleiste, kommt an einem der Fenster zu Ehren. Die gotischen
Zutaten haben den paradoxen Effekt, den offensichtlich erwünschten reichlichen
Lichteinfall zu reduzieren. Hat der Architekt, der sich von dem ihm vertrauten
Historisieren wohl nicht lösen konnte, mit seinen großen Fenstern ansatzweise
Forderungen zu erfüllen versucht, die einem damals neuen Wohnverständnis entsprangen
? Licht. Luft. Sonne. Behaglichkeit. Zweckmäßigkeit verlangten in jenen
Jahren die aller düsteren Repräsentation abholden Vertreter der aufkommenden
Heimatstilbewegung. Oder entsprechen die großen Fenster lediglich dem gesteigerten
Repräsentationsbedürfnis der wilhelminischen Zeit?

Ziemlich frei ist auch am ehemaligen Kaußiaus Turm in Lörrach (Abb. 15)
beim Hebelpark (1901) Spätmittelalterliches verarbeitet.

Harmonischer und mehr Fingerspitzengefühl beim Umgang mit dem gotischen
Erbe bezeugend stellt sich die Fassade des 1905 gebauten Hauses Wallbrunnstraße
7 in Lörrach (neben der Löwenapotheke) dar. Es steht nicht - wie in der Regel
echte sotische Häuser unserer Resion - traufseitis zur Straße, sondern wendet ihr

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die hohe Giebelseite zu. Diese zeigt neben ebenfalls nicht landesüblichen gotischen
Details eine sehr flachwellige (ein bißchen jugendstilhafte) Giebelkontur,
also auch nicht den in unserer Gegend beliebten Staffelgiebel. Dem um 1900
proklamierten Prinzip, alte Formen zeitgemäß weiterzuentwickeln, entspricht diese
Fassade besser als das sich recht unbekümmert des gotischen Repertoires bedienende
Haus in der Luisenstraße.

Die ehemalige Sparkasse Schopflieim (1905) zeigt sich auch nach dem Umbau
mit ihren Spitzbogen und den Treppengiebeln eindeutig gotisch, allerdings ohne
konsequent gotisch proportioniert zu sein. Blickfang ist der mit Blendmaßwerk
verzierte, dreieckig vorspringende Erker. Das Gebäude ist keine direkte Nachahmung
eines bekannten mittelalterlichen Bauwerks, eines Rat- oder Zunfthauses
etwa, sondern fügt gotische Motive frei zu einem gefälligen Gesamtbild zusammen
. (Die Erdgeschoßfenster wurden erst vor wenigen Jahren zu Arkaden erweitert
, was nun. an das Markthallengeschoß alter Rathäuser erinnernd, den gotischen
Eindruck ungewollt verstärkt hat!)

Das Säckinger Gefängnis besitzt ein pittoreskes „spätgotisches", zinnenbekröntes
Außentor (1903) in der Umfassungsmauer mit einer echt gotisch wirkenden.

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