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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 94
(PDF, 33 MB)
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mit Krabben besetzten Kielbogenrahmung. Einen solchen Kielbogen hat sich auch
der Baumeister des eigentümlichen, so gar nicht gotisch proportionierten Karsauer
Rarhauses als beherrschenden Portalschmuck ausgedacht.

1889 bis 1892 wurde an der ganz mit Werkstein verkleideten evangelischen
Stadtkirche von Schopflieim (Abb. 16) gebaut. Der Architekt, der bereits im Zusammenhang
mit dem Lörracher Bezirksamt genannte Joseph Dürrn, legte sich auf
die Stilstufe der frühen deutschen Gotik fest. Er selbst nannte als Beispiel u.a. die
Marburger Elisabethenkirche. Was erinnert in Schopfheim an diesen wichtigen
Bau der deutschen Architekturgeschichte? Zunächst einmal die schlichten (auch
kostengünstigen!) frühgotischen Fenster, das einfache Kreuzrippengewölbe, dann
die Beschränkung auf Strebepfeiler, also der Verzicht auf ein Strebewerk mit
Strebebögen. Wie in Marburg erhebt sich die steile Turmpyramide zwischen vier
Dreiecksgiebeln und vier Eckfialen. Aber die Kirche ist keine Paraphrase von
Marburg. Sie besitzt keine Doppelturmfassade und ist keine Hallenkirche: sie
verzichtet auf gotische Steilheit, und selbst der Turm will mit dem Aufstreben der
Marburger Kirche nicht mithalten. Triforien wie in Schopfheim gibt es in Marburg
nicht und auch nicht das Zisterziensermotiv der konsolengestützten Dienste. Was
wir schon beim Lörracher Bezirksamt betonten: Dürrn kopierte nicht. Ein Blick
ins Innere zeist: Es selans ihm überzeugend, mit sotischen Mitteln einen prote-
stantischen Predigtraum zu schaffen, indem er dem Langhaus geräumige Querschiffe
mit Emporen anfügte, womit er eine funktional begründete Zentralisierung
erreichte, die auch im Außenbau betont wird durch die in die Winkel zwischen
Querhaus. Chor und Langhaus eingefügten Vieleckbauten (ähnlich wie bei der zur
selben Stilstufe gehörenden Trierer Liebfrauenkirche).

Bei der Aufstockung des in den Neubau von 1903-07 einbezogenen alten Turms
der katholischen Schönauer Kirche orientierte sich Raimund Jeblinger. Leiter des
erzbischöflichen Bauamtes in Freiburg, ebenfalls an den Marburger Türmen. Er
nahm das auch in Schopfheim verwendete Gestaltungsmuster mit Giebeln und
Fialen auf und bereicherte es: Die Turmpyramide steigt in Schönau zwischen
sechs statt vier Spitzgiebeln auf. Die Eckfialen finden wir ebenfalls wieder: Sie
setzen aber tiefer an und bekommen eine „Fußstütze" durch kleinere Fialen. Auch
der die Pyramide unten umfassende Umgang mit Maßwerkbrüstung ist von Marburg
übernommen (Abb. 17). Ansonsten gab Marburg keine weiteren Anregungen
. Stark reduziert und von außen wie ausgestanzt wirken die Fenster, auch die
Fensterrosen des Querhauses. Hier wurden gotische Formen ..modern" weiterentwickelt
. Erstaunlich ist das aufwendige Strebewerk. Statisch wären damals gewiß
einfachere Lösungen möglich gewesen. Offensichtlich hielt aber Jeblinger bei
seinem dreischiffigen Bau für die aufblühende Amtsstadt einen gewissen „Kathedraleneffekt
" durchaus für angemessen.

Was in Schopfheim noch eine Errungenschaft war, die durchgehende Verkleidung
mit Werkstein, wurde von Jeblinger schon nicht mehr als unabdingbar betrachtet
. Der Kontrast von dominierenden weißen Putzflächen und sparsam eingesetzten
Baugliedern aus Sandstein gibt dem Außenbau seinen besonderen, heiteren

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