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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 101
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0103
Neubarock

Viel Neubarockes entstand in der behandelten Zeitspanne bei uns nicht. Die
Neubarockwelle der Zeit um 1930. der wir z. B. die schöne Kirche des Hertener
St. Josefhauses verdanken, liegt außerhalb des Themas dieser Arbeit.

Interessant ist ein Blick auf das Wohn- und Geschäftshaus {Cafe Pape. 1903) in
Lörrach, Ecke Basler-/Herrenstraße (Abb. 23). Der Bau ist offensichtlich durch den
Jugendstil geprägt, weist aber auch neubarocke Züge auf (Rahmung der Fenster.
Erker. Giebel). Beim benachbarten Haus zum Schwanen (1904) vom selben Architekten
, dem Freiburger Rudolf Schmidt, ist dann höchstens noch ein Anflug von
Jugendstil zu konstatieren (weiche Linienführung, insbesondere beim welligen Gesims
unter dem großen Segmentgiebel). Die eigentlich unbarock flächig gehaltene
Fassade (Abb. 24). bei der nur die Seitenpforte mit ihrem gesprengten Segmentgiebel
eine wirklich barocke Dynamik besitzt, läßt einige Gemeinsamkeiten mit dem
Gebäude des Kunstvereins in Karlsruhe von F. Ratzel (1900) erkennen.

Das schöne neubarocke Mehrfamilienwohnhaus aus jenen Jahren in der Beichenstraße
Nr. 17 in Lörrach zeigt einen sehr beruhigten Barock mit Tendenz zum
Frühklassizismus, welche durch die bezopften Vasen über den Ecklisenen bekräftigt
wird (Abb. 25). Die ehemalige Fabrikantenvilla, heute Haus Gabriel in Lörrach,
Ecke Markus-Pflüger-/Haagenerstraße läßt eine Beeinflussung durch die Heimatstil-
und Landhausbewegung erkennen, sympathisiert aber auch deutlich mit dem Neubarock
, was durch den Rokoko-Dekor am Außentor. das barocke Gärtnerhaus und den
Rokoko-Gartenpavillon unterstrichen wird. Das im ganzen eher sachliche Amtsgericht
in Schopflieim (1913) zeigt - wie ein Zitat aus vergangenen Zeiten - ein pompöses
Barockportal, während das ebenfalls üppige Portal an der ehemaligen Gew erbeschule
in Brombach (1913) so etwas wie eine Synthese von Neubarock und
Jugendstil versucht.

Kann man beim Äußeren der katholischen Kirche in Rheinfelden, insbesondere
bei der sich vorwölbenden Eingangsfassade, noch davon ausgehen, daß der Architekt
sich für Neubarock mit klassizistischen Anklängen entschieden habe, so läßt der
Blick ins Innere keinen Zweifel daran, daß er sich doch lieber an der Zeit d'Ixnards.
also am französisch inspirierten Frühklassizismus (Dom von St. Blasien. Sickingen-
Palais in Freiburg!) orientierte. Draperien. Zöpfe, flache Kassetten, ovale, bezopfte
Medaillons, die streng rechteckige Gliederung des Deckenstucks u. dgl. lassen erkennen
, daß der lange Zeit verpönte ..Zopfstil" nun wieder Stilvorbild sein konnte.
Schon die vielbeachtete, der .Zeit um 1800" gewidmete Publikation von P. Mebes5'
hatte die Aufmerksamkeit wieder auf den Klassizismus gelenkt. Jetzt gewann auch
der Frühklassizismus wieder an Interesse.

Einige herausragende Neubarockbauten in Freiburg: Das Stadttheater (1905-
10, in der Nachkriegszeit entbarockisierend entstellt), das Gebäude der Dresdner
Bank (1905-10), das der Deutschen Bank (1906/07, Fassade erhalten), das Verlagshaus
Herder (1910-12). An der Kaiser-Joseph-Straße standen bis zur Kriegszerstörimg
eine ganze Anzahl ausgesprochen üppiger Neubarockbauten.

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