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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 115
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0117
Der Hebel-Forscher Wilhelm Altwegg schildert die junge Frau so: „Großer,
schlanker Wuchs, schönes Blau der Augen und das Blond voller Haarflechten
gaben ihr Anmut und Reiz des Leibes. Zurückhaltung, die an Herbheit grenzte,
durchdringende Klugheit und feste Bestimmtheit, sicher sich auswirkender Tätigkeitssinn
und eine unerschrockene Tapferkeit, daneben in der Tiefe doch Gemüt
und Gefühl, mit der Möglichkeit des plötzlichen Aufleuchtens eines lichten Humors
, des Grollens, daß es dann das .Sauerampfergesicht' gab. und des unerwarteten
Losbrechens auch der Leidenschaft, eine Empfindlichkeit im Leiblichen und
Seelischen, die sich in mancherlei Schwankung der Gesundheit und des geistigen
Befindens äußerte, und auf eine feinere Mischung der Säfte deutete: das machte
sie auch innerlich zu einem Frauenwesen von besonderer Art und nicht nur durchschnittlichem
Gehalt. Man verstand sich bald gut..."

Im Sommer 1790 wurde Tobias Günttert Pfarrer in Weil. Fast täglich besuchte
Hebel Gustave dort. Aber das Glück dauerte nicht lange, da der 31-jährige im
Herbst des folgenden Jahres (1791) in die Landeshauptstadt Karlsruhe als Subdia-
kon am Gymnasium berufen wurde. Gleichzeitig übertrug man ihm das Amt eines
Hilfspredigers.

Der Vermutungen, weshalb Gustave Fecht und Johann Peter Hebel nicht geheiratet
haben, sind viele: Friedrich Resin hat sie in seinem Buch zusammengestellt
. Unsere Absicht ist es nicht, eine weitere Mutmaßung über das .Warum-
Nicht' in die Welt zu setzen, sondern anhand einiger Briefstelien das Verhältnis
der beiden charakterlich offensichtlich unterschiedlichen Menschen zueinander
aufscheinen zu lassen. Ich möchte es übrigens nicht versäumen, an dieser Stelle
Herrn Friedrich Resin herzlich für seine Einladung zu danken, hier ein paar
Worte sprechen zu dürfen. Er hat mir damit zu der bisher unterlassenen, und wie
ich jetzt sagen kann: überaus aufschlußreichen Lektüre der Briefe Hebels an
Gustave Fecht verholfen.

Es fällt auf, wie oft Hebel zu Beginn seiner Briefe einem echten oder gespielten
schlechten Gewissen wegen Briefschulden Gustave gegenüber Ausdruck verleiht.
Am 3. Oktober 1802 beispielsweise schreibt er: „Ich weiß wahrhaftig nicht mehr,
teuerste Freundin, ob Sie einen Brief bei mir oder ich bei Ihnen zu gut habe. Was
lernen wir daraus? Daß es überhaupt schon lange sein muß. Aber lieber will ich
Ihnen einen schuldig sein, nur dauren Sie mich, denn ich bin heute unbeschreiblich
neidig (übellaunig) und weiß, was das schlimmste ist. keinen Grund dazu ..."
Und im März 1804 beginnt er sein Schreiben: „Teuerste Freundin! Wie bin ich?
Was mach ich? Was soll ich Ihnen sagen? Sie schienen es schon in Ihrem letzten
Schreiben unangenehm zu empfinden, daß ich einmal so lange still war. und wie
zum Trotz mach ich's nun wieder so. Ich will mich rechtfertigen, so gut ich kann,
denn lügen will ich nicht..." - Es muß zwischen den beiden eine Unstimmigkeit
gegeben haben, denn Hebel fährt fort: „Es hat mich etwas tief angefaßt, was Sie
mir auf der ersten Seite Ihres Briefes geschrieben haben, und wenn ich Ihnen nur,
wie ich willens war, den nämlichen Tag geantwortet hätte! Aber das tat ich nicht.
Ich wollte eine ruhige Stunde und gute Stimmung benutzen, aber die kam nicht..."

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