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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 121
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0123
Wo Eckel am Gebirg des Alters liegt.

Zwar ist ein Arm des Freudenstroms auch hier.

Doch schwach, und lang nicht findet man ihn schmackhaft.

Hier liegt das Ruhe Ländchen. Nova Zembla

Im Reich der Liebe, wo die Pilger starren.

Sie finden was Bequemes in Schlafmütze,

Und schleichen zaudernd nach Großvaterstuhl:

Besuchen Gleichmuth auch, und Mannesinn.

Bis sie zuletzt ins todte Meer hinglitschen;

Indem daß Andre sich Ehloses Flusses

Bedienen, um zu gleichem Ziel zu kommen.

Nun rückwerts nach beglücktem Land der Liebe!

Berg der Einwilligung (man nennt ihn auch

Gemeiniglich nur Ja) ist steil, und nahe

Bey w ahrer Liebe. Angenehmstes sieht man

Da leicht: versteckt sind schlechte Gegenden.

Froh eilt man in das Hölzchen des Vergnügens.

Das in dem Freudenhain entzückend steht.

Und selbst nach Ehstandshausen. Hüt dich. Pilser.

Vor Zänkershall, und Unwill. Haß. und Scheidung.

Verdrusses Heide, nur nach Todtemveilern

Hinführend. Wer gewisse Schritte thut.

Kömmt nach Belohnungsstadt, und Wonnestadt.

Des grossen Reiches glücklichste Gefielde.

Dreymal beglückt, wenn er sich recht einhauset

In Feststadt, und zugleich auf Fluren wandert

Des Kinderseegens. und der Seelenruhe.

Und für die Reise sich belohnet sieht!

Dieses Gedicht gestattet einen Blick in Hebels Gemütslage um 1790: er war
bereits sieben Jahre Präzeptoratsvikar in Lörrach und strebte nach einer Pfarrei,
die er jedoch nicht erhielt. Vor kurzem. Ende der 1780er Jahre, hatte er bekanntlich
Gustave Fecht (1768-1828) kennengelernt. Hebels Biographen rätseln, warum
er sie nicht heiratete. Viele vermuten finanzielle Gründe.

Aber das Gedicht von der „Reise in dem Reiche der Liebe" zeigt, wie stark
Hebels Bedenken sesen Liebe und Ehe waren! Diese Phantasie-Landkarte gab
ihm Gelegenheit, sie auszusprechen. Geradezu mit Vergnügen malt er die Gefahren
aus. denen Liebende ausgesetzt sind. Es fehlt nur noch das ..Merke", mit dem
seine späteren Geschichten oft enden.

Bei Hebel gibt es keinen Gefühlsausbruch, kein spürbares Verlangen, keine
Blindheit oder gar Torheit - man vergleiche seine Verse z.B. nur mit Goethes
Liebesdichtung. Nein, ein bedächtiger, nachdenklicher, ja zaudernder Mensch
spricht hier. Er ruhte in sich und in seiner der Aufklärung verwandten Religiosität
und konnte mit Humor die Leidenschaften anderer betrachten.

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