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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 132
(PDF, 33 MB)
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geben. Nun schlug Oporin an die Kirche an, es gebe einen, der die Anfänge des
Hebräischen um vier Uhr am Montag zu St. Leonhard unterrichte. Als ich zu
dieser Stunde dorthin kam und glaubte, Oporin allein zu finden, da waren achtzehn
da, lauter feine gelehrte Gesellen, denn ich hatte den Zettel an der Kirchentür
nicht gesehen (S. 36). Im Seilerschürzchen begann Platter seinen hebräischen
Grammatikunterricht. Eines Tages erschien aus Frankreich ein junger Mann als
Abgesandter der Königin. Seine prächtige Kleidung, seine goldene Haube ließen
den Standesunterschied zwischen Schüler und Lehrer besonders deutlich erscheinen
. Aber vielleicht gehört diese Anekdote zu jenen Lebensstilisierungen, die den
Aufstieg Platters vom Hirtenknaben zum Humanisten und Basler Bürger nur kräftig
unterstreichen sollten.

Szene 3:
Im Haus zum Löwenkopf:
Der Ehemann w ird geschäftstüchtig

Erst nach der Franzosen-Geschichte geht Platter in seinen Lebenserinnerungen
auf ein Thema ein. das damals ganz Mitteleuropa beschäftigte: die Schweiz und
Basel blieben von ihm nicht unberührt: die konfessionellen Auseinandersetzungen
. Erstaunlich genug, daß Platter die Entwicklungen und Umbrüche in Basel
kaum erwähnt, ebensowenig die Bilderstürme und die Einführung des reformierten
Glaubens durch Oekolampad. Erst als sich Basel Zürich und Bern im Kampf
gegen die katholische ..christliche Vereinigung" anschloß, da erschien es Platter
mitteilenswert. daß nun auch sein Meister aufgeboten wurde. Typisch für die oft
recht naive, wenig reflektierende Erzählweise Platters ist dann der Satz: Er w ollte
nun den Laden schließen, bis er w ieder käme (S. 37). Der Glaubenskrieg scheint
für Platter nur eine risikolose kurze Unterbrechung eines persönlichen Geschäftes
zu sein! Platter schloß sich dem Kriegszug an. erlebte die Friedensverhandlungen
mit und zog nach Zürich. Dort heiratete er die Magd seines geistigen Vaters und
Freundes Mykonius und zog mit ihr ins Wallis. Ein Töchterlein kam zur Welt, und
bald machte sich die junge Familie nach Basel auf. Schon vor der Ankunft belebte
Platter seine alten Beziehungen: Per Brief bat er Oporin. er solle ihm zu einem
Dienstlein verhelfen. Und tatsächlich: durch frommer Leute Fordernis wird Platter
Assistent bei Oporin. der in dieser Zeit Direktor des Gymnasiums war. Im Haus zu
St. Ulrich ..zum Löwenkopf' (in der Rittergasse 6) konnte die junge Familie
wohnen. Aus dem herumirrenden Hirtenknaben, dem Seilergesellen und Teilzeit-
Lehrer war ein festangestellter, selbstbewußter Provisor geworden - ein sehr geschäftstüchtiger
obendrein. Seine Besoldung war gut. Die Ratsherren wiesen Platter
darauf hin. daß man in dieser Stellung noch keinem so viel bezahlt habe. Die
wirtschaftlichen Überlegungen nehmen nun einen immer größeren Platz in Platters
Lebensbeschreibung ein: Von meinem Lohn mußte ich zehn Pfund Miete bezahlen.
Bei der zunehmenden Teuerung mußte man für ein Viertel Korn sechs Pfund und

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