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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 141
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es. Ich ging nach Neujork um Doktor Gebhardt zu holen. Um 1/2 10 Uhr morgens
kamen wir wieder miteinander. Wenige Minuten darauf verschied er in einem
Alter von 3 Jahr 7 Monaten. Vetter behauptete, daß er nicht mehr zu kurieren
gewesen wäre, daß sein Gehenke ganz zu Grunde gegangen sei und daß die ganze
Krankheit von seinem blauen Husten in Deutschland herrührt. Er war wenig bettlägerig
und wir haben ihm alles getan was uns möglich war so. daß wir ein ruhiges
Gewissen haben. Ihm ist wohl: Friede seiner Asche. Jetzt erst waren wir in einer
bösen Lage. Indem eine ordentliche Beerdigung für ein solches Kind auf 12 Th.
30 f kommt und wir haben keinen Vorrath von Geld. Indem alles vorzu aufgeht,
wegen den teuren Lebensmittel und großen Hausrent. Es besteht aber hier in
Amerika ein Fond aus welchem alle Vermögenslose beerdigt werden oder Kranke
ins Spital kommen. Ich wendete mich dahin. Nachdem ich einen Eid schwören
mußte, daß ich die Beerdigung nicht zahlen könne, wurde mir eine Anweisung
gegeben um einen Sarg zu holen, welcher der Fond bezahlte mit 3 1/2 Th: 8 f 45.
Der Totenwagen war schon vor dem Hause. Da ich aber hörte, daß ich nicht
mitdarf, um zu sehen, wo er hin beerdigt wird und zugleich erfuhr, daß die Leichen
an diesem Ort verschnitten und ausgekocht werden, so schickten wir den
Totenwagen wieder fort unverrichteter Sache. Unser Hausherr erbarmte sich unser
und bot mir an. einen Begräbnisplatz zu kaufen, weil ich der Sarg schon habe. Der
Hausherr ging mit und wir kauften ein Gräblein für 4 Th oder 10 f Abends 5 Uhr
spannte er sein Pferd an Wagen und (wir) nahmen in Begleitung mehrerer in dem
Hause wohnenden deutschen Weiber den Sarg auf den Wagen und fuhren auf den
Leichenacker welcher 1 Stund von uns entfernt ist. das Gräblein wo schon viele
Hunderte liegen, war schon in Bereitschaft und so begruben wir unseren Lui ohne
Pfarrer, denn dieser hätte auch noch 3 1/2 Thaler gekostet, und fuhren wieder
miteinander heim. Nun wissen wir wo er jetzt ist und können alle Sonntag sein
Grab besuchen, den anderen Wes nicht.

Nun sind wir hier und behelfen uns so gut wir können, doch haben wir Hoffnung
, daß wir später auch zu etwas kommen. Im Augenblick sind die Kinder zu
klein um etwas vorzusparen. Übrigens kann ich Euch nichts schreiben der Raum
ist zu klein Was die Lage und Verhältnisse Amerikas betrifft will ich Euch in
einem späteren Brief melden, wenn ich es besser kenne. Nun muß ich Euch
melden, daß Vetter Ludwig Sänger von Hüsingen und Ludwig Kaiser von Eichen
in New York sind und mich viel besuchen, letzterer sehr viel. Ich muß schließen,
weil ich noch Raum habe, die Grüße an Euch und nach Wiechs an Georg Adam
und seine Frau (aufzuschreiben). Meiner Schwester in Schopfheim und Deiner
Mutter und Geschwister, sowie an alle Freunde einen herzlichen Gruß. Und ich
erwarte von Euch ein baldiges Schreiben wie es in meiner alten Heimath geht.
Nochmals viele Grüße von mir und meiner Frau und Kinder

Und verbleibe Euer getreuer
Joh. Friedrich Geitlinger

Meine Adresse liegt an

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