Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 148
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0150
Muetterlob

I möcht emol e n Esse ha,
wie s d Muetter ammel gmacht het,
wenn si so nebeher mit mir
gschwätzt, gvätterlet un glacht het.

My liebi Frau, so sei nit bös,
de chochsch as wie sust keini:
doch wie s my Muetter chönne het,
so cha s halt mannte n eini.

Un wie mer s Esse sellemols
un sider nie meh gschmeckt het,
so ha n i au nit gschlofe meh,
wie wo mi d Muetter deckt het.

Hat nicht jeder von uns schon einmal ähnlich empfunden, gedacht oder gesprochen
? Doch nie so schön, so voll, so treffend! Das hat einen Schwung: dieses
„gmacht het" und „glacht her und ist gut bis in die letzten Fugen: gut schon, weil
der Dichter uns vom Äußerlichen des Essenzubereitens in der Küche heraus hinlenkt
und geleitet zum Geborgensein des mütterlichen Sorgens, das ihn aufnimmt
und warm zudeckt. Wie locker und vergnügt wirkt am Anfang das „gmacht her*,
wie innig klingt abschließend das einhüllende „deckt het". das uns leiser und
ernster auch auf das letzte Zugedecktwerden von der Mutter Erde im Grab hinweist
.

Wenn nach strenger Vorschrift kein Vers ohne Reim sein sollte (wie im ersten
und dritten Vers), so scheint hier die Abweichung von der Norm geradezu geboten
, weil dadurch die kräftigen Endreime „glacht het" und „deckt het" mehr betont
werden und umso deutlicher zur Geltung kommen.

Ein schönes Beispiel aus dem hervorragenden Werk des leider viel zu früh
verstorbenen Dichters, dessen straff gebildete Gedichte, die voller Ernst und Tiefe
sind, nur da und dort in Zeitungen und Zeitschriften einmal erschienen sind. Von
den vielen Gedichten auf und über die Mutter gehört dieses zu den besten. Hier
steht der Ausdruck des Gefühls im richtigen Maß zur straffen Form.

(Hubert Baum)

Im genannten Nachlaß finden sich handschriftlich über 80 hochdeutsche Gedichte
. Nach seiner Pensionierung hat er 1951 offenbar Ordnung in seine Manuskripte
gebracht, denn alle Gedichte sind auf demselben Papier (vergilbte DIN A5-
Blätter) niedergelegt. Dabei ist meist die Jahreszahl 1951 vermerkt. Daß dies nur
in Einzelfällen das Entstehungsjahr meint, ergibt sich daraus, daß immer wieder

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