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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 161
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Wir beschränken uns auf die bekannten Buchstaben des Alphabets und gehen
aus von der in der Schriftsprache üblichen Schreibweise. Dort muß, wie bereits
ausgeführt, für die verschieden ausgesprochenen gleichen Hellaute ein- und derselbe
Buchstabe dienen. Man weiß eben, wie der Hellaut in jedem Falle gesprochen
wird. Ebenso verhält es sich mit dem Alemannischen. Der Alemanne wird es
richtig aussprechen. Der Nichtalemanne wird es lesen und verstehen können.wenn
die Schreibweise nicht allzu sehr vom Hochdeutschen abweicht, auch ohne daß er
die richtige Aussprache kennt. Er wird sich diese sowieso kaum aneignen können,
selbst wenn er lange im alemannischen Sprachgebiet lebt. Ich habe bisher nur
einen einzigen Menschen kennen gelernt, dem dieses Kunststück restlos gelang.
Es war eine Frau von der ..Waterkant".

Die Hellaute im Alemannischen
Hierzu wäre folgendes zu sagen:

1. Über das a gar nichts, über das o wenig. Die hochdeutsche Schreibung wird
beibehalten, also Tag. Wald. Brot. hohl. hole. soll. Nun gibt es aber im Alemannischen
ein langes o. für das im Hochdeutschen (und Mittelhochdeutschen) ein
langes a steht. Hat dieses ein Dehnungs-h. so bleibt es auch im Alemannischen,
also Jahr = Johr. wahr = wohr. Gefahr = Gfohr. Fehlt das Dehnunss-h. so schrei-
ben wir oo. also Graf - Groof. Schaf = Schoof. blasen = bloose: aber auch lassen
(län) = loo. stehen (stän) = stoh usw. Ob man nun Obe oder emol in Abweichung
von der Regel (wie Sütterlin) nur mit einem o schreibt oder nicht, erscheint mir
unwesentlich.

2. Beim e wird die Sache schon schwieriger. Die Schriftsprache bezeichnet die
Länge eines e entweder gar nicht (heben, schwer, selig), mit Dehnungs-h (Mehl,
kehren, mehr) oder ee (leer. See. Meer). Wir verfahren entsprechend auch im
Alemannischen. In der Schriftsprache fehlende Wörter mit langem e schreiben wir
mit ee (Chreeze. bheeb).

Nun gibt es aber in unserer Mundart auch ein offenes, wie ä klingendes e.
Beispiel: Wir haben Regen und Nebel. Das schlechte Wetter macht mir Herzschmerzen
. Soll ich nun im Alemannischen schreiben: Mir hän Räge un Näbel.
Das schlächt Wätter macht mer Herzschmärze? Obwohl es sich um einfache Wörter
handelt, sind sie wegen der ungewohnten Wortbilder schwer zu lesen, und der
Nichtalemanne käme in Gefahr, zunächst bei Räbe an Rabe, bei Näbel an Nabel,
bei schlächt an Schlacht und bei Härz an Harz zu denken, da er das ä nur als
Umlaut von a kennt. Natürlich würde er den richtigen Sinn schon erraten, aber auf
Umwegen. Und schließlich will er ja nicht Rätsel raten, sondern alemannische
Sätze lesen und auf den ersten Anhieb verstehen. Wir behalten also ruhig die e bei.
Der Alemanne wird es „richtig", das heißt alemannisch, aussprechen, der Nichtalemanne
sofort „richtig" lesen und beide werden es sofort „richtig" verstehen.
Nur bei „hän" würde ich ä schreiben: denn es gibt kein entsprechendes hochdeutsches
Wort mit e. Das hochdeutsche Schwesterwort „haben" hat jedoch ein a.

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