http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0177
Im September des gleichen Jahres veranstaltete der Luftsportverband Baden einen
Gleitfliegerlehrgang mit Teilnehmern aus ganz Südbaden (Abb. 3. 4. 5). Die Bevölkerung
der Gegend brachte der Segelflugbewegung großes Interesse und Wohlwollen
entgegen. Viele Wehrer und Schopfheimer wählten Gersbach als Ausflugsziel
. Es wurden immer mehr Segelfluggruppen gegründet, z. B. in Zell. Öflingen.
Schönau. Todtnau. Steinen und Weil. Das Ziel, das man sich gesteckt hatte, war.
Gersbach zur badischen Segelflugschule zu machen (Abb. 6). Die Gemeinde Gersbach
und die benachbarten Gemeinden Schopfheim und Wehr waren mit Begeisterung
dabei, hoffte man doch, die strukturarme Gegend durch den Flugplatz mit
Fremdenverkehr aufzuwerten. Das Bezirksamt Schopfheim sagte beim Aufbau
weitgehende Unterstützung zu. Bereits 1934 schlössen sich die in Gersbach fliegenden
Gruppen zu einer Segelfliegergemeinschaft zusammen, und man begann
mit dem Bau einer Flugzeughalle (Abb. 7). Der Bauplatz wurde von der Gemeinde
Gersbach kostenlos zur Verfüsuns sestellt. das Bauholz stifteten die Gemeinden
Wehr. Zell und Gersbach. Das „Markgräfler Tagblatt" in Schopfheim berichtete
laufend über das Geschehen und schrieb über die ..Badische Rhön". Doch daß ein
gewaltiger Unterschied zwischen der ..Badischen Rhön" und der richtigen Rhön
vorhanden war. merkte man bald, nachdem die ersten Segelflieger der Gegend die
Rhön zu Lehrgängen besucht hatten. Gersbach hatte zwar leidlich geeignete Hänge
zur Anfängerschulung mit dem Gummiseil, doch längere Segelflüge gelangen
in Gersbach nie. Zum einen, weil ein Segelhang in der Hauptwindrichtung fehlte,
zum anderen, weil die niedrige Flughöhe, die man beim Gummiseilstart erreichte,
keinen Anschluß an die Thermik ermöglichte. 1935 wurde in Hütten das heutige
Fluggelände entdeckt. Die Entwicklung blieb danach in Gersbach stehen, auch
wenn bis zum Kriegsende 1945 die Anfängerschulung bis zur ..B"-Prüfung fleißig
weiterbetrieben wurde. So kam es denn auch, daß fast alle südbadischen Segelflieger
jener Zeit ihre fliegerische Laufbahn hier in Gersbach begannen. Nach dem
Zweiten Weltkrieg kam dann das endgültige Aus. Die neue Startmethode mit der
Schleppwinde und die Schulung mit Doppelsitzern waren in Gersbach nicht möglich
, da es nicht genug ebene Flächen gab. So konzentrierte man sich auf unser
heutiges Fluggelände in Hütten.
Doch Gersbach ist heute noch eine Erinnerung an glückliche Zeiten der Anfänge
des Segelfliegens in unserer Region wert.
Ich möchte meinen Bericht nicht beenden, ohne an die Segelflieger zu erinnern,
die ihre fliegerische Laufbahn in Gersbach hoffnungsvoll begannen, doch aus dem
Zweiten Weltkrieg nicht mehr zurückkamen. Es waren viele, stellvertretend für sie
alle möchte ich doch zwei namentlich erwähnen, weil sie das Segelfluggelände
Gersbach mitgeprägt haben. Karl Müller aus Haagen, der große Idealist und Antreiber
der südbadischen Segelflieger, kam beim Angriff auf die Sowjetunion im
Juni 1941 mit seiner Besatzung von einem Einsatz mit der Ju 88 nicht mehr
zurück. Frieder Rupp aus Wehr. 1934 ein begeisterter Jungflieger, fiel als Jagdflieger
bei der Abwehr eines amerikanischen Bomberverbandes 1943. Ihnen allen sei
dieser Gedenkstein auch gewidmet.
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