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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 71
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-02/0073
Beß're gibt" s. edlere Bürser wohnen hier.

Voll von freierem Geist für Republik.

Segne sie. göttliche Kraft des Himmels.

Segne sie ewiglich."12'
Nach der Niederschlagung des zweiten badischen Freischarenzuges konnte der
Rümminger Friedrich Neff gerade noch entkommen. Er floh in die Schweiz und
ging später nach Paris. Seine ausgezeichneten französischen Sprachkenntnisse ermöglichten
ihm. während der Revolution in Frankreich zahlreiche Kontakte zu
Gleichgesinnten zu knüpfen. In Paris hörte er vom dritten badischen Aufstand.
Diese Nachricht bewegte ihn. in die badische Heimat zurückzukehren. Neff wurde
als Civil-Kommissär eingesetzt und erhielt den Auftrag, deutsche Freiwillige aus
der Schweiz anzuwerben. Nachdem auch dieser Aufstand niedergeschlagen wor-
den war und sich zahlreiche Revolutionäre von Freiburg aus durchs Höllental
Richtung Kreuzlingen aufmachten, wählte Neff einen Fluchtweg, der ihm zum
Verhängnis werden sollte. Neff nahm von Freiburg aus den Postwagen Richtung
Breisach. wo er in den französischen Postwagen umsteigen wollte. Da er noch
bewaffnet war und zudem einen Koffer bei sich trug, auf dem sein Name groß zu
lesen war. brauchte der Grenzbeamte nicht viel Phantasie, um den Reisenden als
den auf einem Fahndungsblatt gesuchten Revolutionär zu identifizieren. Nach gut
einem Jahr war Neff schließlich doch noch den polizeilichen Behörden in die
Fänse geraten. Eine Eskorte brachte ihn nach Freiburg, wo ihm am 8. August der
Prozeß gemacht wurde. Das Urteil, das nach einer Stunde Beratung einstimmig
erfolgte und durch den Vorsitzenden des Kriegsgerichts, den Königlich Preußischen
Major von Gillern. verkündigt wurde, lautete ..Tod durch Erschießen".

Kurz vor seiner Exekution schrieb Neff einen vierseitigen Brief an seine Mutter,
der häufig abgedruckt wurde und sich heute im Museum am Burghof in Lörrach
befindet. Darin beschreibt Neff auch die letzten Stunden vor seiner Hinrichtung.
Mit einem Pfarrer, der ihn zu bekehren trachtete, habe er Wein getrunken und mit
ihm über Politik und Philosophie diskutiert. Daß Neff keine allzu gute Meinung
von den Pfarrern hatte, die sich bekanntlich mehrheitlich gegen die Revolution
aussprachen und diese als Sünde und als Verstoß gegen die göttlich gegebene
Ordnung des Staates geißelten, wird auch in seinem Brief an die Mutter deutlich.
Dort heißt es: „Eines noch, theure. heißgeliebte Mutter: Seid fest und standhaft,
wenn ihr die Unglücksbotschaft von meiner Hinrichtung erhaltet... Werfet Euch
nicht in die Arme heuchlerischer Pfaffen. Der Mensch soll sein Leben benützen
zum Wohle seiner Mitmenschen, zu denen er ja gehört. Thut daher den Armen
Gutes und wirket nach Euren Kräften für die Freiheit... es lebe die Freiheit, es lebe
die soziale Republik!"13'

Um vier Uhr am Morgen des 9. August 1849 wurde Neff in einer Chaise auf den
Richtplatz am Friedhof zur Wiehre gefahren. Als Neffs Mutter 1854 der Gemeinde
Rümmingen ein Grundstück zur Anlegung eines Friedhofs schenkte, behielt sie
sich einen Platz für ihre eigene letzte Ruhestätte vor und wollte den Sohn nach
Rümmingen überführen lassen. Ob dies auch wirklich geschehen ist. darüber

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