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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 94
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besonders aufmerksam von den Lörracher Gegnern zur Kenntnis genommen, um
stichfeste Beweise für ihren Verdacht sammeln zu können. Im Laufe des Juli
1849 kam es schließlich zu einer Anzeige bei der Lörracher Gendarmerie-Brigade
Nr. 6, deren Brigadier Hildenbrand am 30. Juli an das Großherzogliche Bezirksamt
meldete: „Vikar Schellenberg von hier hat sich nicht nach seinem Stande
gemäss [verhalten] wie er es als Staatsdiener der Gr. Regierung schuldig
gewesen, indem er vielfältig bei Volksversammlungen angewöhnet welche politische
Tendenz zu folge hattet;] er hat sich auch hie und da als Redner aufgestellt
in welchen er die Lage der Zeit so schilderte als müsste nothwendigerwei-
se eine Bewegung in ganz Deutschland stattfinden, ja selbst seine Kanzelreden
waren theilweise darauf eingerichtet er hat noch beim Ausmarsch des ersten
Aufgeboths der hiesigen Bürgerwehr Mannschaft eine Rede in der Kirche gehalten
worin er bemerkt haben soll daß diese Wehrmänner für die Freiheit kämpfen
und es möchten dieselben nicht ohne guten Erfolg zurück kehren, auch hat er
ihnen die Wichtigkeit ihres Fahnens aus einander gesetzt und denselben noch
eingesegnet. Er ist überhaupt ein intimer Freund zu dem Pfarrer Wagner in
Brombach welcher ebenfalls sehr viel für die Auffstände arbeitete, was vielfältig
in seiner Kirchgemeinde bezeigt wird. Die nähern Tatsachen gegen Vikar Schellenberg
dürften sich einer allenfalligen Untersuchung auch noch weiter gegen
ihn heraus stellen."341

Was war geschehen? Man warf Schellenberg vor, einen Tag vor dem Auszug
des ersten Aufgebotes der Lörracher Bürgerwehr am 23. Juni 1849, also zwei
Tage nach der entscheidenden Niederlage der badischen Truppen bei Waghäusel
, eine verfängliche Rede gehalten und ihre Fahne gesegnet zu haben. Nach
dem Gesang des Liedes „Ein feste Burg ist unser Gott" sprach er über die
Hoffnung, die sich allein auf Gott gründe, und über das Sterben für die eigene
Überzeugung. Schellenberg betonte das Bedürfnis der Truppe, dieser Hoffnung
in einer gottesdienstlichen Feier Ausdruck zu verleihen. Doch sei es nicht nur
für sie ein Verlangen, sondern „zugleich für uns Alle ein lebendiges Bedürfniß...
Wir alle sind euch in Liebe zugethan und nehmen den einigsten Antheil an
eurem Schicksal." Er ermahnte aber auch die Bürgerwehr, der Gemeinde keine
Schande zu bereiten: „So zieht denn hin mit Gott und macht unserer Gemeinde
durch eure Haltung Ehre- macht ihnen Ehre durch ein gesetztes und männliches
Wesen-, durch Geduld. Standhaftigkeit im Ertragen der Beschwerden - durch
Milde und Freundlichkeit gegen die Besiegten, indem ihr mir versprecht, daß
der Kampf, in den ihr zieht, ein Kampf von Brüdern gegen Brüder ist. Zeigt
euch, wo ihr hinkommt, als Männer, die wissen was sie wollen!"351 Am Ende
schloß er mit der in diesem Zusammenhang freilich provokanten liturgischen
Formel: „Ja, euren Auszug segne Gott, euren Eingang gleichermaßen". Bis auf
die erwähnte Ermahnung fehlen in dieser Ansprache kritische Bemerkungen
zum Auszug der Lörracher Bürgerwehr. Diese Haltung konnte von den konservativen
Gegnern als Zustimmung und Unterstützung interpretiert werden. Doch
unternimmt Schellenberg hier wie schon im Oktober 1848 den Versuch, in einer

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