Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 126
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-02/0128
Muß es denn sein, daß im Elsaß nach jeder Umstellung, die Heimatdichter auf
dieses Land, dem sie in Liebe gedient haben, und im w elchem sie verwurzelt sind,
verzichten müssen? Wie es 1918 mit Friedrich Lienhard geschah, mit Christian
Schmitt, mit Oskar Woehrle. mit Hans Karl Abel und andern. Friedrich Lienhard
und Christian Schmitt sind langsam an der verlorenen Heimat verblutet. Muß es
denn immer sein, daß schöpferische Kräfte, welche alemannisches Edelgut zu
schaffen berufen sind, ausgeschaltet werden ?

Es kann wohl jetzt eine ungeahnte Blütezeit alemannischer Kunst einsetzen.
Warum dürfte ich nicht mehr das Recht haben, zu gestalten und in Ehrfurcht
meine bescheidene Gabe auf den Altar unseres alemannischen Landes niederzulegen
.

Ich kann nur Ihnen dies schreiben, weil ich Sie in künstlerischer und in jeder
Hinsicht als die Verkörperung des Alemannentums selbst betrachte. Vielleicht darf
ich um Ihren persönlichen Schutz bitten? Vielleicht daß es Ihnen auch möglich
wäre, bei der zuständigen Behörde etwas in dieser Hinsicht für mich zu tun?

Verschiedene neue alemannische Arbeiten von mir liegen im Manuskript vor
und warten nur noch des Verlegers: Vor allem ein Band neuer alemannischer
Gedichte, welche künstlerisch wohl wenigstens auf der Stufe meiner Sundgäuge-
dichte stehen, ferner Dialekterzählungen und anderes.

Sollte mir Deutschland in meiner Heimat das uneingeschränkte Heimatrecht
zuerkennen, wie es vorbehaltlos allen anderen Elsaß-Lothringern zugestanden
wird, so würde dies nicht nur große Freude in mir auslösen, sondern ich würde
mich verpflichten, auch sämtliche damit verknüpften direkten und indirekten Verpflichtungenfreudigst
und bedingungslos zu erfüllen.

Ich besitze auch in Waldighofen (Kreis Altkirch / Ober-Elsaß) Hauptstraße,
zusammen mit meinen beiden Schwestern Hortense Katz und Jeanne Katz, ein
kleines Einfamilienhaus, welches meinen verstorbenen Eltern gehörte und die
Frucht eines ganzen Lebens von Arbeit meiner Eltern darstellt. Es befinden sich
noch Bücher darin, auch einige Bilder elsässischer und württembergischer Malerfreunde
, welche mir liebe Erinnerungen an Künstlerfreunde sind, und manches für
das alemannische Volkstum Wertx olle darstellen. Ein Teil meiner Bibliothek ist
mir schon am Anfang des Krieges abhanden gekommen. Ich selbst wurde, wie ich
Ihnen schon oben mitgeteilt habe, gleich zu Anfang des Krieges mobilisiert: seit
meiner Entlassung habe ich wieder die Arbeit bei meiner alten Straßburger Firma
aufgenommen, welche infolge des Krieges ihren Sitz von Straßburg vorübergehend
nach Limoges (Mitt elf rankreich) verlegen mußte.

Dürfte ich Sie nochmals bitten, bei der zuständigen Behörde gefl. Schritte unternehmen
zu wollen, denn es ist vielleicht zu befürchten, daß eventuell mein Besitz
im Elsaß während meiner Abwesenheit unter Sequester gestellt werden könnte.
Wäre es Ihnen vielleicht möglich, Herrn Gauleiter Wagner zu bitten, mein Anwesen
unter seinen persönlichen Schutz nehmen zu wollen. Ich möchte Ihnen auch
noch mitteilen, daß ich als Soldat im Infanterie-Regiment 113 Freiburg i. B. am
20. August 1914 in der Schlacht bei Saarburg schwer verwundet worden bin.

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