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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
62.2000, Heft 1.2000
Seite: 10
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Vielfalt allerdings durch den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg
stark eingeschränkt wurde. Trotzdem war das wirtschaftlich prosperierende Industriedorf
auf dem Sprung zur Kleinstadt.

Endlich Erfolg: die Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1950

Am 17. Februar 1949 stellte der damalige Bürgermeister von Wehr, Eugen
Schmidle, beim Badischen Ministerium des Innern in Freiburg ein Gesuch um
„Verleihung der Bezeichnung ,Stadt'"81. Die Begründung dafür fiel lapidar aus:
„Die Gemeinde hat mit Stand vom 1.1.1949 4580 Einwohner und besitzt stadtähnlichen
Charakter". Das Gesuch wurde am 5. Juli erneuert und mit einer Anlage
versehen, die in drei Punkten die historische Bedeutung Wehrs. Lage und Ortsbild
sowie die ansässige Industrie darstellt. Die Argumente für eine Stadterhebung
waren angesichts der Wirtschaftskraft der Gemeinde stark wirtschaftlich ausse-
richtet: „Wenn die Gemeinde Wehr sich heute darum bewirbt, in die Gruppe der
Stadtgemeinden eingereiht zu werden, so ist dieses Bestreben ausschliesslich Erwägungen
zuzuschreiben, die der wirtschaftlichen Bedeutung des Ortes, seinem
Ortsbild, seiner Verkehrslage entspringen. Man fusst also auf der Tatsache, dass
die Gemeinde Wehr mit ihren 4700 Einwohnern heute sowohl in ihrer wirtschaftlichen
Struktur als auch in ihrem Ortsbild mit den Kleinstädten Oberbadens konkurrieren
kann. Dies umsomehr, als neuerdings in Wehr ein bedeutendes Industrie
-Unternehmen im Entstehen ist, das in seiner Grösse wie auch in seiner Art
dazu ansetan ist. den Ort seiner Niederlassung in aller Welt bekannt zu machen."

Während die städtebauliche Argumentationslinie bis auf einen Hinweis auf den
städtischen Charakter der Hauptstraße im Sande verlief und ein Hinweis auf die
Zentralfunktion wegen der geographischen Lage Wehrs unterblieb, wurde in der
dreiseitigen Ortsdarstellung der Industrie viel Raum gegeben. Neben den alteingesessenen
Betrieben stellte man besonders die neu angesiedelte chemisch-pharmazeutische
Firma „Ciba" heraus, die 1943 wegen der alliierten Bombenangriffe
ihren Sitz von Berlin nach Wehr verlegt hatte. Sie war provisorisch in den Gebäuden
der „Wehra AG" untergebracht worden. Als das später zur „Ciba-Geigy" und
neuerdings zur „Novartis" fusionierte Unternehmen nach dem Ende des Zweiten
Weltkrieges Überlegungen zur Standortfrage anstellte, gelang es dem Verhandlungsgeschick
Bürgermeister Eugen Schmidle;.. die „Ciba" an Wehr zu binden
und so für einen neuen Schub der Industrialisierung zu sorgen. Die pharmazeutisch
-chemische Industrie erfüllte nun die Lokomotiv-Funktion der Wehrer Wirtschaftsentwicklung
und setzte zusammen mit den ansässigen Textilbetrieben eine
beträchtliche wirtschaftliche Dynamik in Gang, die den Argumenten für eine
Stadterhebung neue Durchschlagskraft verlieh.

Wie wir einem Schreiben Schmidles an Staatspräsident Leo Wohleb entnehmen
können, hatte dieser den Wehrer Bürgermeister während eines Gesprächs in Freiburg
nachdrücklich „zur Vorlage eines Gesuchs um Verleihung der Bezeichnung

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