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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
62.2000, Heft 1.2000
Seite: 21
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Spezialisten zu erledigen gewesen. Eine Firmendokumentation zum Nachweis
eventueller Kriegsschäden hätte schließlich ein völlig anderes fotografisches Vorgehen
als das von Wolff praktizierte erfordert. Statt das gesamte Profil der Firma
von der Produktion über die sozialen Einrichtungen bis hin zur betrieblich organisierten
Freizeit zu zeigen und vor allem den Produktionsfaktor Mensch so stark zu
betonen, hätte man sich eher auf versicherungsrelevante Objekte wie Maschinen
und Gebäude konzentriert.

Berücksichtigt man all dies, so bleibt nur ein Schluß übrig: Bei der Serie aus
dem Jahr 1941, von der im Bildband etwa die Hälfte der Aufnahmen veröffentlicht
wurde, handelt es sich um eine foto- und industriegeschichtliche Kostbarkeit
ersten Ranges. Ihre Bedeutung reicht sowohl durch die Vollständigkeit der dokumentierten
Firmenbereiche als auch durch die Hochrangigkeit des Fotografen und
die ästhetische Qualität seiner Aufnahmen weit über das Regionale hinaus. Sie
vermittelt uns einen umfassenden Einblick in den Gesamtorganismus einer Textil-
firma, wie sie in der ersten Hälfte des Jahrhunderts als typisch für die Industriekultur
zwischen Hochrhein und Wiesental gelten kann. Dies ist nicht zuletzt dem
großen Können des Meisterfotografen zu verdanken.

Der am 19.2.1887 in Mülhausen/Elsaß geborene und 1952 verstorbene Paul
Wolff. der bereits in seiner Jugend leidenschaftlicher Fotoamateur war, wurde
nach einem Studium der Medizin Profifotograf. Im Ersten Weltkrieg war er Arzt
an der Front. Nach seiner Ausweisung aus dem Elsaß siedelte er sich in Frankfurt/
Main an, wo er 1923 eine Firma für Industriefotografie gründete. Damals fotografierte
er, wie er in dem 1937 veröffentlichten Bildband ..Arbeit" schrieb, mit
„schwerfälligen Apparaten" 10). Sie setzten einer lebens- und arbeitsnahen Werksfotografie
enge Grenzen.

Als Mitte der 1920er Jahre die erste Leica in die serienmäßige Produktion ging,
wurde trotz anfänglicher Skepsis vieler Berufsfotografen Paul Wolff ihr glühender
Verfechter. Auf zahllosen Messen, Kongressen und Präsentationsveranstaltungen
setzte er sich für die Kleinbildkamera als Werkzeug des Profifotografen ein. Doch
erst als durch die Fortschritte der chemischen Forschung ein ..dem Kleinbildwesen
angepaßtes Aufnahmematerial'4 U) entwickelt wurde, konnte die Leica für eine
völlig neue Form der Industriefotografie eingesetzt werden. Nun war es wegen der
immer kürzeren Belichtungszeiten möglich, Menschen in der Dynamik des Arbeitsprozesses
und nicht als statuarische Anhängsel der Maschinen zu zeigen.

Paul Wolff war in vorderster Linie an dieser „völligen Umschichtung des photographischen
Schaffens" 121 beteiligt. Er zählte zu den nicht nur in Deutschland,
sondern auch international führenden Industriefotografen. Da er die neuartige Kamera
der Firma Leitz mit großer Meisterschaft einsetzte, wurde er, wie bereits
erwähnt, mit derj Ehrentitel „Magier der Leica" versehen. Diese Kleinbildkamera
erlaubte es ihm, „wirklich den Augenblick zu erfassen und damit das lebendige
Geschehen im Bild zu bannen. So wurde die Industrie-Photographie zu meinem
eigentlichen beruflichen Betätigungsfeld, und so hatte ich Gelegenheit, nicht nur
Industriebejtriebe jeder Art, sondern auch die außerordentlichen Schwierigkeiten

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