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Geist in Gestalt eines Pferdes herumgetrieben und mit seinem giftigen Atem zwölf
Arbeiter ums Leben gebracht, so daß die an sich silberreiche Grube aufgegeben
werden mußte. In der St. Jörgen Grube bei Schneeberg sei ein Geist in einer
schwarzen Kutte gesehen worden; dieser habe einen Arbeiter gepackt, in der Grube
hochgezogen und dabei erheblich verletzt.
Sogar wenn Münster es unterlassen hätte, seine Quelle zu nennen, könnte darüber
kein Zweifel bestehen, sind diese Anekdoten doch bereits in der Schrift
Bennannus sive de re metallica des Georg Agricola zu finden, die 1530 bei Frohen
in Basel erschienen ist. Bei Münster tönt das allerdings etwas verschleiert.
Wir erfahren zwar den Namen seines Gewährsmanns, nicht aber den Titel der
benutzten Schrift: „Nun. dise ding alle, so das bergwerck beruren, hab ich genommen
ausz dem buch des hocherfarnen unn hochgelerten manns Georgii Agricolae,
der zu diser zeit noch lebt unn sein wesen hat zu Kennitz (Chemnitz), nit ferr
(fern) von den bergwercken der lender Meysen (Meißen) und Behen (Böhmen)"
(12-14).12»
Bergbau in den außerdeutschen Ländern Europas
Man darf davon nicht allzuviel erwarten; von wenigen Ausnahmen abgesehen,
fließen Münsters Quellen gar zu spärlich. Auch fehlt eine zusammenhängende
Behandlung des Themas. Das ist zwar einleuchtend, da die Kosmographie im
wesentlichen nach geographischen und nicht nach thematischen Gesichtspunkten
aufgebaut ist. Doch bedingt das, daß wir die Informationen zum Thema Bergbau
mühsam bei den einzelnen Ländern zusammensuchen müssen, im zweiten Buch,
das eine Darstellung der westeuropäischen Staaten enthält, und im vierten Buch,
wo Skandinavien und Osteuropa beschrieben werden. Auch Wiederholungen von
bereits im allgemeinen Teil Gesagtem lassen sich nicht gänzlich vermeiden. Das
zeigt sich bei der Erwähnung des Bergbaus in Britannien und Schottland, wo
Münster, wie er es schon im allgemeinen Zusammenhang getan hat, auf das reichliche
Vorhandensein von Gold. Silber, Quecksilber, Zinn, Eisen. Blei und Kupfer
hinweist, Metalle, an denen besonders Schottland reich sei. Interessant ist die
Erwähnung von Gagat, einer Art Pechkohle von tiefschwarzem, samtartigem
Glanz, die im Mittelalter zu Trauerschmuck und Rosenkränzen verarbeitet wurde:
„Man findt auch edel gestein darin (gemeint iM in Schottland), unn besunder wirt
do gefunden der stein Gagates, der do brennt im wasser unnd wirt auszgeloschet
im 6l (60/61 )." Bei Holyrood im Osten von Edinburgh sollen auch edle Gesteine,
„die glantzen bei heiterem tag", insbesondere auch Diamanten gefunden worden
sein (64).
Von den außerdeutschen Bergbaugebieten steht hinsichtlich der Qualität seiner
Erzvorkommen Spanien an vorderster Stelle. Gold findet man nicht allein in den
Gruben, sondern namentlich auch in den Flüssen. Besonders dann, wenn diese
vom Regen angeschwollen sind, führen sie viel Goldsand mit sich, v.a. der Tajo.
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