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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
62.2000, Heft 1.2000
Seite: 67
(PDF, 34 MB)
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die berg seind auszgetrocknet unnd der lufft (Wind) vil freyer worden; darumb
disz thal nit meer so tunckel unnd näbelich ist.4" Geblieben ist indes die
Unfruchtbarkeit, die jedoch durch die Schätze der Tiefe mehr als wettgemacht
werde, finde man doch ..solich grosse frucht des sylbers..., das man auch gering in
disem lannd malvisier (Malvasier Wein) trincken mag", eine scherzhafte Anspielung
auf den durch den Bergbau aufgekommenen Wohlstand der Bewohner (851).

Daß die Entdeckung einer Erzgrube gelegentlich dem Zufall zu verdanken ist,
belegt Münster, wie er das so gerne tut, mit einigen Anekdoten. Ein Fuhrmann,
der mit einem Salztransport von Halle nach Böhmen unterwegs ist, findet in einem
Karrengleis ein Stück Bleierz. Eine in Goslar vorgenommene Untersuchung ergibt
, daß das Stück ungewöhnlich viel Silber aufweist, worauf die Bergleute von
Goslar dort, wo später die Stadt Freiberg entstand, zu graben beginnen: „Und
haben einen solichen schätz do gefunden, dasz dise statt darvon erwachsen ist."

Auch bei der Auffindung einer ergiebigen Silbergrube in der Nähe der böhmischen
Stadt Abertham war der Zufall mit im Spiel. Ein armer Erzknappe hütet in
einsamer Gegend das Vieh seines Herrn. Beim Versuch, eine Grube zur Aufbewahrung
von Milch zu erstellen, stößt er unvermutet auf eine Silberader und findet
auch zahlreiche Bröckchen von Silber. Unverzüglich berichtet er seinem Herrn
von der Entdeckung. Gleichzeitig erbittet er sich vom zuständigen Bergrichter das
Recht zu graben. Tatsächlich wird viel Silber gefunden, was bei den ortsansässigen
Bergleuten große Hoffnungen auf Reichtum erweckt. Doch vergeht ein ganzes
Jahr, bis die Grube einen Gewinn abwirft, weshalb manche Bergleute aus Unwillen
über die hohen Investitionskosten ihre Anteile an der Grube vorzeitig verkaufen
, unter ihnen auch der Entdecker. Als die Rendite sich endlich einstellt, sind
sämtliche Grabungsrechte in fremden Händen. „Es ward dise grub also sylber-
reich, dasz bey menschengedencken kein reichere grub je erfunden ist, auszge-
nommen sant Jorgen grub im Schneberg."

Das Beispiel macht deutlich, daß sich oft enttäuscht sah, wer durch die Entdek-
kung einer Silberader hoffte, schnellen Reichtum zu erlangen. Der erhebliche
Kapitalaufwand, der zu ihrer Erschließung erforderlich war, bis sich ein Ertrag
abzuzeichnen begann, setzte viel Durchhaltevermögen und viel Geduld voraus.
Diese Erfahrung macht auch ein Einwohner der Stadt Geyer im Erzgebirge, der
sich mit einem Böhmen zusammenschließt, um im Joachimstal in der Nähe eines
verlassenen Dorfs zu graben. Ohne Erfolg geben sie endlich auf. Einige Jahre
danach bringen in Karlsbad einige Adelsleute das nötige Kapital auf, um jene
Grube erneut öffnen zu lassen. Und wirklich, ihnen winkt das Glück; denn „ehe
sie das zusammengeschossen gelt gar verthaten. funden sie vil mere, dann sie
verthon hatten; dodurch vil menschen in Meiszen bewegt wurden, zugen insz thal
und fiengen allenthalben an. mit grossem glück zu graben (851/852)." Die Entdek-
kung eines bedeutenden Bleiwerks auf dem Rammeisberg bei Goslar ist dem
Pferd Ramel zu verdanken, das während der Rast seines Herrn durch Scharren
eine Bleiader freilegt. Der Name des Pferds ist nachmals auf die Örtlichkeit übertragen
worden: „Es ward auch darnach diser berg von dem pferd genennt der
Ramel, und ist zu unsern Zeiten in hoher achtung (857)."

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