http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2000-01/0081
1525 mit König Ferdinand einen Vertrag, der die zur Herrschaft Rappoltstein
gehörende Talseite betrifft. Aufwand und Ertrag werden je zur Hälfte zwischen
dem König und dem Herrn von Rappoltstein geteilt, während die auf der rechten
Talseite gelegene Grube St. Wilhelm nach wie vor ganz in den Zuständigkeitsbereich
der Rappoltsteiner fällt. Für den vom König und den Herren von
Rappoltstein gemeinsam betriebenen Bergbau wird ein Bergrichter bestellt und
eine Verwaltung aufgebaut. Durch diesen Vergleich und dank den verliehenen
Freiheiten wird der Bergbau im Lebertal weitherum bekannt, so daß sich Kaufleute
. Adlige und Bürger von Straßburg und andern Städten um eine Beteiligung
bewerben. Zur Zeit der höchsten Blüte sollen gegen achtzig Gruben in Betrieb
gewesen sein, welche jedoch inzwischen zum großen Teil wieder aufgegeben
worden sind.
Es folgt eine längere Namenliste der wichtigsten noch in Betrieb stehenden
Gruben, die noch über das hinausführt, was die Legende zur Karte des Lebertals
bringt. Allein für die linke Talseite, die zu Lothringen gehört, verzeichnet der
Bericht sieben Gruben: St. Anna im Musloch, St. Johann, St. Barbara, St. Johann
im Steinbach. St. Martin, St. Bartholomäus am Petersberg und St. Jakob.
Gewonnen wird Glaserz. Bleiglanz und Silbererz, woraus Blei. Kupfer und Silber
hergestellt werden, und dies so reichlich, daß sich seit 1528 der dabei erzielte
Wert jährlich nie unter 7 500 Mark Silber beläuft. Geradezu sensationelle Funde
von gediegenem Silber sollen 1530 in der Grube zum Bachofen und 1539 zu St.
Wilhelm gemacht worden sein. Der Bericht hebt die hervorragende Qualität des
geförderten Silbers hervor:
..Dasz selbig sylber ist so gar gedigen, weisz und rein in der gruben mit schrot-
meiseln abgehauwen worden, das es ein goltschmit oder müntzer den meren theil
on (ohne) alles fewr (Feuer) verarbeiten hat mögen, und ist so wunderbarlicher
gewechs (Gewächs) gewesen, dasz desgleich kein Bergman je gesehen." Derzeit
werde in diesen Gruben zwar noch täglich gearbeitet, aber nur wenig gefördert. Da
es sich aber um relativ junge Minen handle, habe man die Hoffnung auf eine
Ertragssteigerung nicht aufgegeben.
Anderswo werde in zehn Schmelzwerken Tas und Nacht gearbeitet. Vom all-
gemeinen Aufschwung des Bergbaus zeuge die rege Bautätigkeit. Seit Bestehen
der Bergwerke sollen über 1 200 Häuser entstanden sein, namentlich im Tal des
Fortelbachs. Auch Markirch (Sainte-Marie-aux-Mines) verdanke seinen Aufstieg
dem Bergbau. Im Gebirge wohne ein rauher Volksschlag, der sich in der Regel der
..lothringischen oder welschen" Sprache bediene. Mit Hinweis auf die Karte beschreibt
der Bericht das Lebertal als ein langgezogenes Tal mit etlichen Nebentälern
, wie etwa das Tal des Fortelbachs, des Muslochs, das Prahegetzertal (Vallee
du Prehagot) oder das Surbetztal. Überall wird nach Erz geforscht. Einige Gruben
beschäftigen 40 oder 50 Arbeiter, andere 100 oder sogar 200. Die Bergleute genießen
besondere Freiheiten, haben eigene Rechtssatzungen und unterstehen eigenen
Richtern (529/530).
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