http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2000-01/0094
Durch meine neue Lebensordnung hat sich mein Schlaf ganz reguliert. Ich
schlafe nicht zu fest, wache nicht auf bis um 3 oder 4 Uhr, trinke ein wenig
Wassermemmeli, schlafe augenblicklich wieder ein und kann früh zur rechten Zeit
aufstehn, wenn ich will.
Im Brief vom „11. Juni 1823 vormittags 9 Uhr" ist zum Thema Essen und
Trinken zu erfahren:
Ich habe schon im Jahr 1816 mit Graf Broussel, Meerwein und Amtmann Kin-
zinger ein Frühlingsfest gestiftet, welches wir seitdem alle Jahre feiern. Früh 7
Uhr wird nach Ettlingen gefahren. In Ettlingen im Tal unter freiem Himmel gefrühstückt
, Schinken, Monatsrettich, Butter und Käs. Den Wein muß Meerwein
mitnehmen. Dann geht 's nach einer Stunde zu Fuß tiefer ins Tal oder in die Berge.
Das Essen und Trinken hat für den immer öfter erkrankenden Dichter offenbar
eine immer größere Bedeutung, weil er manche Speise nicht mehr verträgt. Im
Brief vom l. Dezember 1824. rund 22 Monate vor seinem Tod. heißt es:
Ich hatte seit 8 Wochen schlimme Zeit. Ich befand mich immer unwohl. Ich hätte
mich gut zu einem Arrestanten bei Wein und Brot geschickt. Ich hatte sonst zu
nichts mehr Appetit, als noch zum Tabakspfeiflein und Schlafen. Der aufmerksame
Patient ist immer sein bester Arzt. Ich merkte, daß ich den Caffee nimmer ertragen
kann. Ich hab's nicht um ihn verdient. Ich hob ihn doch nie verachtet und habe
schon viel getrunken in meinem Leben. Heute habe ich schon wieder Sauerkraut
gegessen und 6 Schnecken dazu, mit welchen ich jetzt, wie man's bei gewissen
Arzneien machen muß, wieder nach und nach steigern will bis auf 18.
Am Samstig isch er nümme wit.
Was deckt er echt im Chörbli zue?
Denkwol e Pfündli Fleisch ins Gmües,
's cha si, ne Schöppli Wi derzue.
Essen und Trinken bei Johann Peter Hebel - ich hoffe, ich habe Ihnen, verehrte
Anwesende, Appetit gemacht - auf die erneute Lektüre der Alemannischen Gedichte
und der Kalendergeschichten.
Zitiert wird nach Johann Peter Hebel. Werkauswahl, GS-Verlag Basel. Basel 1991
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