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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
62.2000, Heft 1.2000
Seite: 112
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2000-01/0114
Als spätes Zeugnis von Hexenwahn mag hier stehen, was der Pfarrer im September
1802 beim Tod eines Leinenwebermeisters ins Totenbuch eintrug. Der Verstorbene
„verbrannte 12 Tage vor seinem Tode in einem auf einem Kreuzweg im
Pfarrwald semachten Feuer eine Katze in der Meinung, eine Hexe zu verbrennen
und wurde wegen des bei der großen Hitz u. anhaltender Trockne in dem Wald
gemachten Feuers mit 8 Stunden Häuslein Strafe belegt, als welcher Strafe man den
Tod zuschrieb u. desweg eine Legalinspection vorgenommen wurde".

Schließlich wirft ein weiterer Eintrag in seiner Formulierung Licht auf den
möglichen Zusammenhang zwischen dem Lebenswandel eines Mannes und seinem
Tod. Der Pfarrer schrieb 1758 von einem betagten Tagelöhner, er sei „ein
böser Mann" gewesen, „der unvermutet im Wald umgekommen, ohne daß einige
äußerliche Verletzungen wahrgenommen" worden seien.

In der Mehrzahl der Fälle, bei denen die Todesursache genauer angegeben ist,
handelt es sich um Krankheiten, die auch in der modernen Medizin noch so
bezeichnet werden wie vor 100 oder 200 Jahren. Die Aufzählung erfolgt nach der
Häufigkeit des Auftretens.

An der Spitze steht mit 126 Erwähnungen die Ruhr, eine infektiöse Darmerkrankung
, die - wenn sie mit Blutbeimengungen im Stuhlgang verbunden ist -
auch als rote Ruhr (27 mal) bezeichnet wird. Sie ist im Kirchspiel Badenweiler in
den Jahren von 1668 bis 1815 nachweisbar und trat dreimal epidemisch auf: 1723/
24 mit 17 Fällen, 1794 mit 36 Fällen und 1815 mit 39 Fällen. Betroffen waren mit
107 Toten weitgehend junge Menschen beiderlei Geschlechts im Alter von unter
einem Jahr bis zu zwanzig Jahren. Am häufigsten trat die Ruhr in Niederweiler
(47) auf, gefolgt von Oberweiler (30) und Badenweiler (20), während in den
kleineren Filialorten die Zahlen verhältnismäßig niedrig waren. Auf der Sirnitz
kam die Ruhr gar nicht vor.

Fast ebenso häufig wie die Ruhr werden die Gichter genannt, eine Bezeichnung
, die im alemannischen Sprachraum für Krämpfe bei Kindern geläufig ist.
Die 120 Fälle verteilen sich über den gesamten erfaßten Zeitraum, wobei allerdings
zwischen dem vorletzten Fall (1817) und dem letzten (1897) eine Lücke von
80 Jahren klafft, in denen diese Krankheit nicht auftrat. 20 mal taucht als Todesursache
zusätzlich Husten auf, viermal Keuch- oder Stickhusten, je dreimal Ausschlag
, Halsweh, Brustbeschwerden sowie Steckfluß und je einmal Ohrenweh.
Auszehrung, Wolfsrachen und Engbrüstigkeit. Die meisten Todesfälle der an
Gichtern Erkrankten betreffen Kinder im Alter von unter einem Jahr (59), gefolgt
von Einjährigen (23), Zweijährigen (18) und Dreijährigen (8). Ein Neunzehnjähriger
in Schweighof ist der älteste Betroffene, wenn man von einer 32jährigen
Frau absieht, bei der die Krankheitsbezeichnung gichterische Krämpfe lautet.
Am häufigsten taucht die Krankheit in Oberweiler (29) auf. dann in Badenweiler
(25), in Niederweiler (23) und in Schweighof (21).

An dritter Stelle der Häufigkeit stehen die Kindsblattern oder Pocken, wobei vor
1767 eine deutliche Abgrenzung gegen die Windpocken nicht immer möglich ist.
Diese sehr ansteckende Infektionskrankheit taucht 98 mal auf, wobei der früheste

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