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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
62.2000, Heft 1.2000
Seite: 163
(PDF, 34 MB)
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materialien und der frohn ihme von der Herrschafft an die Hand gegangfen]" werden
solle (vgl. GLA Abt. 229/37685 fol. 16). Somit wurde das abgebrannte Haus nach sechs
Jahren an der alten Stelle wiedererrichtet. Am 8.11.1684 ging der Beschluß voraus.
..daß bey Künfftigem Abgang der Heydenreichischen Lini[e] (vom Scharfrichterdienst)
solches Hauß nach selbiger Zeith beschaffenheit aestimirt (geschätzt), und die außge-
legte Bawcösten nach billicher ermäßigung (Ermessen) widerumb ersezt werden sollen
" (vgl. GLA Abt. 229/37685 fol. 14). d.h. die verauslagten Geldmittel gehen dann an
die Familie zurück. Daß dieses Haus nicht außerhalb des Ortes lag (dasjenige im sog.
Hasenloch, zwischen Haagen und Röttelnweiler gelegen, wurde erst später erbaut), geht
auch aus einer ..Beschwerde-Bittschrift" vom Februar 1717 hervor, die besagt, daß ..die
Bewohnung deß Scharffrichters" mitten im Dorfe Haagen steht und daß von den vielen
„Schind=Häuten". insbesondere während der heißen Jahreszeit, ein solch „Miserabel
und unerträglicher Gestände entstehet, wordurch schon öffters Menschen und Vieh
erkrancket ... Zumahlen in Grahsirend[en] Seuchen, da sich dergl[eichen]. S[alva].
V[enia]. (mit Verlaub) unrath vermehret, und die hierzu gebrauchende viele Hund aller
orthen die S.V. Aas hin und her schleppen, welches ein Großer Schew=saal ist".
Gleichzeitig wurde die Bitte vorgebracht, daß man ..dergleichen ärgerlich, zumahlen
sehr schädliche Nachbarschafft solcher Leiithen gern entübrigt sein möchten ... (und)
daß die nunmehr angekommene New verordnete Scharffrichterin Ihre Bewohnung an-
derwerths Nehmen möchte ... undt zwar etwas von der Gemeindt entfernet" (vgl. GLA
Abt. 120/334 fol. 23). Dazu vermeldete ein am 15.9.1717 nach Durlach gerichtetes
Schreiben, daß ..die Clagende gemeind Haagen. welche ohnedem bettel=arm und von
denen Scharffrichtern. da das Hauß mitten im Dorff stehet, mit Einführung der Häute
sehr vieles ungemach, ja schon großen Schaden erlitten, etwelcher maßen consoliret
(beruhigt) werden möge, (daher) wäre (es) nichts beßres, als daß die Scharffrichterin
vor ihre Person gleichwohl in dem Dorf wohnen: Hingegen zu ihren c[um]. vjenia].
(mit Verlaub) Schinters=Häuten und darzu gehörigen Pferd und Karrich außerhalb dem
Dorf, wo man Ihro gute gelegenheit zeigen wird, eine geringe behauß= und Stallung.
umb die Häute alda aufhängen zu können, erbauen möchte ... Sie auch, ohnerachtet Sie
ein wunderlich altes weib. die Sache nicht sonderlich difficultiret (erschwert), mithin
auf solche weiß des Ciagens ein Ende gemacht" würde (vgl. GLA Abt. 120/334 fol. 40/
41). Den ihr angewiesenen Platz ..im Hauinger bann, hart an dem wald der Stockberg
genant, gelegen", schlug sie aus, da vor allem kein Brunnen vorhanden war, „auch
(hätte sie) gleichsam alles dem Raub der Wilden Thieren überlaßen müßen". Daher
kaufte sie aus eigenen Mitteln dem Schreiner Nicolaus Röder (1681-1755) am
14.11.1718 für 650 Pfund „ein Hauß samt Zugehördte*' ab, das „'/: Viertelstund weit
unterhalb Haagen" stand (vgl. GLA Abt. 120/335 fol. 61).

In bezug auf die Vergangenheit erwähnte auch der Chronist Landvogt Ernst Friedrich
Leutrum von Eningen (1690-1760) bei der Beschreibung der Herrschaft Rötteln mit
keinem Wort das Hasenloch als Wohnsitz der Scharfrichter. Unter „Haagen" bemerkte
er: .Jn dißem orth hat von uhralten Zeiten her der Röttelische Scharpfrichter vnd wa-
ßenmeister gewohnet, vor einigen Jahren aber, hat die Gemeind ... es dahin gebracht,
daß ein jeweiliger Scharpfrichter extra pagum domiciliren (außerhalb des Dorfes wohnen
) solle, wie dann auch iziger Carnifex (Georg Michael Vollmar 1706-1785) seine
Behaußung außserhalb gesezef (vgl. GLA Abt. 65/565 S. 1886). Dieser erst war der
Erbauer des bekannten Scharfrichterhauses im Hasenloch.

19) Georg Adolph Heidenreich (-6.12.1674 lt. KB Müllheim [LKA], Taufen Jg. 1674,
S. 114).

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