Freiburger historische Bestände - digital

Helga Greiner < Herausgeberin)
Als wir in die Schule gingen
Biographische Erzählungen aus Grenzach-Wyhlen 1910 - 1999
Lörrach 1999 ISBN 3-00-004417- 7
382 Seiten, 35,00 DM

Eine beachtenswerte Ausstellung mit dem Titel „Schulfibeln aus aller Welt" wurde vom
12. September bis 3. Oktober 1999 im „Grenz.acher Schlößle" in Grenzach-Wyhlen gezeigt.
Zur gleichnamigen Ausstellung ist auch das Buch „Als wir in die Schule gingen" von Helga
Greiner erschienen. Über 100 Autorinnen und Autoren, die heute in Grenzach-Wyhlen leben
und wohnen - von jetzigen Grundschülern bis zu über 90-jährigen - haben in diesem „Schulbuch
" ihre Erlebnisse aus ihrer Jugendzeit festgehalten. Es ist daher mehr als selbstverständlich
, daß die einzelnen Verfasser mit ihren persönlichen Beiträgen und Erinnerungen jeweils
unterschiedliche Schwerpunkte setzen.

Aufschlußreich sind hierbei auch Erlebnisse, die in ausländischen Schulen in Argentinien.
Italien und in der Schweiz gemacht wurden. Bilddokumente aus nahezu 100 Jahren lockern
den Text des Buches auf.

Der Zeitraum dieser Kindheitserinnerungen umfaßt die Jahre 1910 bis 1999. Daß es nicht
nur sorglose und fröhliche Jahre der Kindheit waren, wird beim Lesen und Schmökern mehr
als deutlich. Geprägt sind die Berichte aus den Jahren der Weimarer Republik sowie des
Ersten und Zweiten Weltkrieges von Hunger. Not und Elend. So berichtet beispielsweise auf
Seite 17 eine damalige Schülerin: .Zum Frühstück und Abendbrot kochte Mutter immer eine
geröstete Mehlsuppe". Ein Schüler berichtet: ..In dieser Zeit kurz nach dem Krieg erhielten
wir in der Pause als Schulspeisung eine Suppe oder einen Brei. Jede Familie war froh um
diese warme Mahlzeit für die Kinder, denn die Lebensmittel waren ja rationiert und 1947 kam
eine große Dürre dazu."

Daß es auch vergnügliche Stunden gab. darüber schreibt ein anderer Mitschüler: „Unser
größtes Vergnügen bildete im Sommer das Schwimmen im Rhein, wo es ja vor dem Kraftwerkbau
bei Birsfelden die sogenannten Eggewahle gab. die wegen der Felsen in der Mitte
des Flusses entstanden. Durch diese hohen Wellen zu schwimmen galt für uns stets als eine
Mutprobe." Und die Schülerin R. K. schreibt: ..Meine Schulzeit begann vor dem Zweiten
Weltkrieg und endete 1950 in einer völlig anderen politischen Situation. Es ist erstaunlich,
daß wir trotzdem einen guten Unterricht hatten und glückliche Jahre in der Schule erlebten."

Mit den schriftlich festgehaltenen Erinnerungen ist ein wahrhaftig lebendiges „Bilderbuch"
entstanden, das auch viele Einblicke in die jeweilige Orts- und Schulgeschichte gestattet,
aber auch an früheres Brauchtum in den Orten und nicht zuletzt an den rasanten technischen
Fortschritt erinnert.

Zahlreiche Bilder mit Ansichten von Grenzach-Wyhlen sowie Schulordnungen aus den
Jahren 1910. 1946/47 und 1993 runden das Buch ab. '

Helga Greiner hat nicht nur ein vergnügliches Lesebuch vorgelegt, sondern auch ein
Buch gegen das Vergessen und des sich Erinnerns!

Der Dank gilt deshalb Helga Greiner und ihren „Mitstreitern", die hier ihre Beiträge zur
persönlichen (Schul-(Geschichte beigesteuert haben.

Dem Buch ist eine weite Verbreitung, auch über die Ortsgrenzen von Grenzach-Wyhlen
hinaus, zu wünschen.

Elmar Vogt

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