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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
62.2000, Heft 1.2000
Seite: 201
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2000-01/0203
RolfH. Schatz:
Siidbadische Ofenkeramik mit Schablonendekor,
eine Studie zur Hafiierei des 18./19. Jahrhunderts im Markgräflerland. im Wiesental und

in den angrenzenden Gebieten.
Lörrach, im Selbstv erlag des Verfassers, 1999
(Leinen, 4°, 26 Seiten Text mit einer Kartenskizze und Profilzeichnungen, 54 Seiten
Abbildungslegenden. 54 Farbtafeln mit über 300 Abb.)
ISBN: 3-00-00-4642-9

Zusammen mit der Küchenfeuersteile ist in unseren Breiten der Ofen ein Grundbestandteil
des traditionellen Hauses. Und wie der Herd zugleich ein elementares Symbol der
menschlichen Behausung darstellt, so macht erst der Ofen den Hauptwohnraum zur Stube
im Wortsinne. Neben den schmucklosen Lehmkonstruktionen des Mittelalters mit Becheroder
Napfkacheln, wie sie in gewissen Regionen (z. B. Tirol) bis in die Neuzeit gebräuchlich
blieben, entstanden aufwendiger gestaltete Ofentypen vor allem vom 14. Jh. an für
Wohnsitze des Adels und im städtisch-patrizisehen Milieu. Sie zeichnen sich durch die
Verwendung von glasierten oder unglasierten Reliefkacheln aus und zeigen zunehmend
tektonisch gegliederten Aufbau. Besonders aufwendige Stücke nahmen im 15. und 16. Jh.
die Gestalt veritabler Kleinarchitekturen mit Türmchen. Zinnen. Dächern und Nischen an.

Der Typus war seit dem Spätmittelalter normalerweise der des von außerhalb der Stube
befeuerten Hinterlader-Kastenofens mit mehr oder weniger ausgeprägtem turmartigem bzw.
kuppeligem Aufsatz.

Mit der Entwicklung vom gemauerten Ofenkörper mit vereinzelt eingelassenen Becheroder
Napfkacheln zum ..kompletten" Kachelofen, dessen Wandung völlig aus keramischen
Elementen aufgebaut war. ging - vereinfacht ausgedrückt - der Wandel des Kachelmaterials
von der runden, nach außen offenenen Gefäßform zur rechteckigen Blattkachel einher. Die
alte Becherkachel mutierte hinter dem Kachelblatt zum notwendigen Trägerelement, dem
Rumpf.

Die Gliederungselemente. Zierformen. Nischen- und Reliefkacheln hatten auf der praktischen
Seite eine bedeutende Vergrößerung der zur Wärmeabstrahlung dienlichen Oberfläche
zur Folge, andererseits eröffnete sich hier ein weites Feld für die gestalterische Phantasie
, die bis ins Zeitalter der Zentralheizung eine ungeheure Fülle von Formen. Dekorationen
und Typen herv orbrachte.

Prachtexemplare fanden seit dem 19. Jh. Eingang in die kunstgewerblichen Museen und
sind zusammen mit den in Schlössern. Abteien. Patrizierhäusern usw. verbliebenen Exemplaren
immer wieder Gegenstand kunstgeschichtlicher Studien gewesen, so u. a. in den
Überblickswerken von Fritz Blümel (1965) und Rosemarie Franz (1. Aufl. 1969). Daneben
setzte zeitig auch eine Beschäftigung mit regionalen Materialgruppen ein. wobei das
Schwergewicht in der Regel auf künstlerisch besonders spektakulären Erzeugnissen bestimmter
Produktionszentren, wie z. B. Winterthur, lag oder das Interesse vornehmlich
..alten", d. h. spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stücken galt. Erinnert sei im Blick
auf unsere nähere Umgebung und stellvertretend für viele Arbeiten aus jüngerer Zeit etwa
an die Forschungen von Karl Frei zur Keramik verschiedener Schweizer Regionen (1920er
und 30er Jahre) oder von Jean-Paul Minne zur elsässischen Hafnerei (1977). In den letzten
Jahrzehnten hat die Etablierung der Mittelalterarchäologie zur Bergung und Sicherung einer
unübersehbaren und auch weiterhin stetig wachsenden Menge an Fundmaterial geführt, das
sich wohl vorerst einer gesamthaften wissenschaftlichen Würdigung noch entziehen wird.
Als Beispiele für die Erschließung dieses Feldes sei an Jürg Taubers ..Herd und Ofen im
Mittelalter" (1980) oder die Publikation des Fundes von der Berner Münsterplattform durch

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