Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
62.2000, Heft 1.2000
Seite: 203
(PDF, 34 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2000-01/0205
nierter Ofenkeramik: Nach Norden scheint es rechtsrheinisch bis in die Beichengegend, in
der Rheinebene bis in den Umkreis des Kaiserstuhls zu reichen. Im Elsaß ist der entsprechende
Kenntnisstand schon geringer und eine Kartierung der schweizerischen Belege bedürfte
noch umfangreicher Vorarbeiten. Offensichtlich ist dort eine relativ dichte Verbreitung
schablonierter Öfen in den Hochrheinkantonen einschließlich Zürich und Baselland
festzustellen, aber es liegen auch Nachweise aus Glarus. Zug. dem Bündnerland und der
Gegend von Solothurn am Jura entlang bis in die Westschweiz vor.

In der Schweiz lassen sich, wie von Rolf Schatz anhand datierter Öfen aus Davos (1564)
und Basel (1570) festgestellt, auch die bislang frühesten gesicherten Belege nachweisen.
Weitere, ins 16. und 17. Jh. zu datierende Stücke wären anzufügen, darunter solche, die durch
Kombination von Relief- und Schablonendekor an derselben Kachel besonders dem erwähnten
Basler Ofen von 1570 nahestehen, z. B. Grabungsfunde aus dem Basler Lohnhof (Archäologische
Bodenforschung Basel-Stadt) und dem Schloß Hallwil (Nils Limberg: Schloss Hall-
wil. Bd. IU.2, 1932. PI. 180/181). Am letzteren Ort ist übrigens auch Gebrauchskeramik
(Schüsseln. Teller, Näpfe) mit Schablonendekor zum Vorschein gekommen, vorzugsweise
mit dem bei Ofenkacheln so häufigen Nelkendekor (Lithberg. ebd. PI. 230 ff.).

Die Anwendung der Schablonentechnik bei Ofenkeramik dürfte mehrere Voraussetzungen
haben. Eine davon ist die im späten 15. Jh. einsetzende Entwicklung eines zunehmend
flacher reliefierten Modeldekors, das beim Versetzen der solcherart verzierten Blattkacheln
ein die Fläche beherrschendes Rapportmuster ergab. Dieser Effekt erfuhr eine Steigerung
dadurch, daß sich u. a. auch eine Ofenform herausbildete, bei der plastische oder architektonische
Gliederungselemente zugunsten eines einheitlichen, vorwiegend durch sein Volumen
wirksamen Ofenkörpers zurücktraten, was den Mustern zu dominierender Wirkung
verhalf. Während sich also einerseits das Relief mancher Kachelformen zu einem feinziselierten
, gelegentlich an Stoffmustern inspirierten Ornament reduzierte, erlangte andererseits
im 16. Jh. die Malerei wachsende Bedeutung als Dekorationstechnik für Ofenkacheln. Von
da war es bei der Kachelgestaltung nicht mehr weit zur Anwendung von Praktiken und
Hilfsmitteln aus dem Gebiet der Dekorationsmalerei. Zu diesen gehörte eben die Patronenmalerei
, welche beispielsweise im Illuminierbuch des Valentin Boltz von Rufach von 1562
Erwähnung findet (Patronenpapyr zu bereitten...) und mancherorts auch bei der Möbel Verzierung
eine Rolle spielte (vgl. Ulrich Schiessl. in: Maltechnik/Restauro. 87.. 1981. S. 155-
181: Torsten Gebhard. Die volkstümliche Möbelmalerei in Altbayem. München 1937).

Die Bemühungen von Rolf Schatz, langjähriges Mitglied des Geschichtsvereins Mark-
gräflerland. haben uns einen fast verschwundenen Bereich regionaler Handwerkskunst und
Wohnkultur wiedergewonnen. Angesichts mangelnden Verlegerinteresses hat er die Resultate
seiner Forschungen als Privatdruck in einer winzigen Auflage publiziert. Es wäre
schön, wenn sich künftig eine Möglichkeit fände, um nicht nur dieses Werk in angemessener
Ausstattung einem weiteren Leserkreis zugänglich zu machen, sondern um es dabei
vielleicht auch um all dies zu erweitern, was jetzt aus pragmatischen Gründen nicht zur
Veröffentlichung gelangt ist - darunter der komplette sytematische Katalog, auf den die im
vorliegenden Buch gelegentlich verwendeten Inventarsignaturen neugierig machen. Man
wünscht sich jedenfalls, daß wenigstens die Besitzer solcher Öfen einmal diese Publikation
in die Hand bekommen, damit bewußte Wertschätzung dazu beiträgt, die Erhaltung
der letzten Exemplare am angestammten Ort (und nicht nur im Antiquitätenhandel!) zu
sichern. Die Untersuchung sollte ein Ansporn sein, für die übrigen Verbreitungsgegenden
des behandelten Kacheltyps vergleichbare Forschungen vorzulegen. Dabei könnte wohl
auch die Frage nach der Chronologie und dem Formenspektrum der ..Schablonenkacheln
" während der bislang unerschlossenen Frühzeit im 16./17. Jh. geklärt werden.

Thomas Lutz

203


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2000-01/0205