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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
62.2000, Heft 2.2000
Seite: 37
(PDF, 34 MB)
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Architekten jener Jahre im Allgemeinen noch kein Anliegen, sodass der anspruchsvolle
Bau. wie zu jener Zeit üblich, ein vornehmer Fremdling war, an den
wir uns allerdings gerne gewöhnt haben.

Ein anderes Verhältnis zum gotischen Vorbild zeigt die ehemalige Sparkasse
(1905) in der Scheffelstraße. Der Bau bringt wohl ein paar überzeugende gotische
Versatzstücke (am Erker. Maßwerk), nimmt sich aber ansonsten gegenüber dem
Stilvorbild bewusst Freiheiten heraus, die man damals als Weiterentwicklung des
architektonischen Erbes verstand.

Mit Renaissanceelementen wurde das Wohnhaus Hauptstraße 45 aufgewertet.
Der zweigeschossige Erker, stolze Antwort auf den etwas älteren, eher barock
wirkenden Erker des (abgebrochenen) Kymschen Hauses, imponiert mit einem
aufwendigen Neurenaissancedekor (Abb. 11). Die Fensteröffnungen wurden mit
renaissancistischen Dreiecksgiebeln bekrönt und über dem Erker ein Renaissancezwerchgiebel
errichtet. Das Baujahr zeigt die Wetterfahne: 1888. (Solche
Fähnchen waren in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts sehr beliebt und sind
auch in Schopfheim mehrfach zu sehen). Auch bei der Türe der Hofeinfahrt wurde
an Handwerkerkosten nicht gespart. Man sieht, hier wehte nun ein neuer Geist:
Mit der Bescheidenheit der ersten beiden Drittel des Jahrhunderts ist es nun vorbei
. Jetzt setzte man alle technischen und gestalterischen Möglichkeiten ein, um
seinen Sozialstatus ins rechte Licht zu setzen. Schon das renaissancistische (abgebrochene
) Siegle-Haus von 1880 muss die Schopfheimer durch seinen mit Bauten
in Freiburg und Basel wetteifernden Aufwand beeindruckt haben.

Die letzten Jahre des 19. Jahrhunderts bescherten auch Schopfheim eine Anzahl
villenartiger Wohnbauten. Die Fabrikantenvilla Entegaststraße 28 imponiert allein
schon durch den Materialaufwand (Buntsandstein. Backstein in zwei Farben,
blechverkleidete Dachsauben. schwarze, slasierte Ziesel, susseiserne Balkonse-
länder. granitener Torpfosten). Das Haus (Abb. 12) gehört zu den in den beiden
letzten Jahrzehnten des Jahrhunderts so beliebten Backstein-Hausteinbauten. Vergleicht
man diese Villa mit dem schlichten, eine Generation älteren, ebenfalls auf
Distinktion großen Wert legenden Haus Hauptstraße 46 (s.o.), sieht man, mit wie
ganz anderen Mitteln man jetzt den Eindruck vornehmer Eleganz zu erreichen
versuchte. Man isolierte den Bau auf einem kleinen, parkartig gestalteten Grundstück
und verlieh ihm eine dezente Farbigkeit. Schlichte Putzflächen gab es keine
mehr. Die Steinmetzen bekamen reichlich zu tun; selbst die Bearbeitung der Quaderstirnflächen
wurde variiert. Der Eindruck war der gewünschte: Hier wohnen
Vertreter der besseren Stände, die sich einiges leisten können. Die Bauherren
solcher Villen hätten sich nicht träumen lassen, dass ihre Prachtbauten keine 100
Jahre später, aufgeteilt an ganz normale Zeitgenossen, vermietet oder gar als unbewohnbar
abgerissen werden sollten. Ähnliche Ambitionen bei einer anderen
gesellschaftlichen Stellung des Bauherrn und anderer Funktion führten beim Bau
des Wohn- und Geschäftshauses in der Scheffelstraße Nr. 5 zu einem der Fabrikantenvilla
durchaus verwandten architektonischen Erscheinungsbild. Allerdings
sollte man den Reichtum solcher Fassaden nicht überschätzen. Die Serienfertigung

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