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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
62.2000, Heft 2.2000
Seite: 44
(PDF, 34 MB)
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(vom Frühklassizismus bis zum Biedermeier) zurück und wollte als Alternative zu
der nach 1900 zunehmend verachteten historisierenden Villenarchitektur verstanden
werden. Das damals moderne Bauen ..von innen nach außen" war für Schult-
ze-Naumburg hier in Schopfheim kein Thema. Man sieht wie komplex die Situation
um 1900 war! Im Gegensatz zu anderen Vertretern der sog. Heimatstilarchitektur
knüpfte Schultze-Naumburg nicht an die regionale Bautradition
an. Weder zu den Schlösschen von Bürgeln. Liel. Ebnet usw.. auch nicht zu dem
klassizistischen von Schwörstadt besteht eine Beziehung. Die Vorbilder stammen
eher aus dem Thüringischen, wo Schultze-Naumburg wirkte. Hauptanliegen war
es. die edle Einfachheit des Klassizismus wieder zu gewinnen. Darin sah er die
Aufgabe einer zukunftsweisenden Baukunst. (Leider spielte Schultze-Naumburg.
der gehofft hatte. Hitlers Kulturminister zu werden, mit seiner antisemitischen
Einstellung als Kämpfer gegen ..Entartete Kunst" später eine unrühmliche Rolle.)

Das andere Haus (Abb. 18). Hauptstraße Nr. 20. könnte von einem weiteren
Prominenten der Architekturszene um 1900 stammen, von Professor Heinrich
Metzendorf. der sich insbesondere in der Gartenstadtarchitektur einen bedeutenden
Namen gemacht hatte. (Das lebensreformerisch gemeinte Gartenstadtkonzept
wurde ja auch ab 1913 in Schopfheim zu verwirklichen gesucht). Die Übereinstimmungen
unseres Wohnhauses mit einem von Metzendorf 1907 in Worms
errichteten Wohnhaus sind frappant (Abb. 19). Der bogig vorspringende Erker mit
den flachen Kassetten in der Brüstung, das Gittermotiv des Dekors unter dem
Dachüberstand, der Zahnschnitt als Begrenzung des Netzquaderwerks des Sok-
kels. die Grundform der Dachfenster zeigen eine hochgradige Übereinstimmung.
Das noble Haus entspricht mit seinen unterschiedlichen Fenstergrößen und -formen
und dem Verzicht auf Symmetrie der Forderung des Bauens von innen nach
außen, bringt aber eine neue Einfachheit ins Spiel. Was für ein Kontrast zur
Fabrikantenvilla in der Entegaststraße! Verständlich, dass ein solcher Bau damals
als sehr modern galt. Die Fenster sind ohne Rahmung in die Außenwand geschnitten
, der Baukörper ist ein unkomplizierter Kubus. Also wieder eine neue Facette
des Bauens vor dem Ersten Weltkrieg!

Die Fassade des benachbarten Gerichtsgebäudes von 1910 zeigt spannungsvoll
die Vielfalt der Strömungen nach 1900. Erkennbar ist, wie beim Nachbarbau. der
Wille zur Vereinfachung, der aber durch das pompöse (noch einmal historisierende
!) Neubarockportal in Frage gestellt wird. Auch scheint der Wunsch nach
Symmetrie wieder erwacht zu sein (wie gegenüber am Wohnhaus Hauptstraße 1).
Es gab damals eine entsprechende, klassizistisch orientierte Strömung, deren Protagonist
der in Karlsruhe lehrende Friedrich Ostendorf (1871-1915) war. Aber bei
genauerer Betrachtung erkennt man. dass der Architekt des Amtsgerichts nun
doch auch dem ..Bauen von innen nach außen" verpflichtet war: Rechter und
linker Gebäudeflügel sind funktionsbedingt nicht symmetrisch und beim dazugehörigen
, im Zweiten Weltkrieg zerstörten Wohnhaus dominierte die Asymmetrie
.

Beim Schulhaus in der Roggenbachstraße von 1908 mit seinen großen

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