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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
62.2000, Heft 2.2000
Seite: 51
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Ab 1898 wurden die unteren fünf Klassen auch für Mädchen geöffnet, erstmals
traten damals 10 weibliche Schüler ein. Der Unterricht fand von Montag bis
Samstag in vier Vormittagstunden statt und an mindestens drei Nachmittagen mit
je zwei Zeitstunden.

Als Unterrichtsfächer waren Mathematik und Deutsch Leitfächer aller Klassen.
Außerdem hatte Französisch mit sechs Wochenstunden große Bedeutung. Latein
war nur noch als wahlfreier Unterricht möglich.

Ein Schüler der Realschule war u.a. Dr. Max Picard (1888-1927, Realschulzeit:
1897-1903). Er war Nachkomme eines aus dem Aargau/Schweiz stammenden
jüdischen Geschlechts, später Arzt, Philosoph, Schriftsteller, Dichter und Kunsthistoriker
. Sein Großonkel Lippmann Pollag kam Ende der 1840-er Jahre aus
Ober-endingen nach Schopfheim, wo er das Haus am Kronenbrunnen (Haupt-
str.43) erwarb und darin eine Tuchhandlung gründete. Dieses Haus war das Geburtshaus
von Max Picard. Im Jahre 1897 hatten Picards Vater (Josef Picard) und
sein Onkel (Isaac Picard) das Tuchgeschäft des Großonkels, mit weitreichenden
Geschäftsbeziehungen bis in den Schwarzwald, übernommen und führten die Firma
weiter als „L.Pollag, Nachfolger". Auch in späteren Jahren hatte Max Picard
seine Heimatstadt Schopfheim nicht vergessen. Sein Buch „Das alte Haus in
Schopfheim", in dem er sein Geburtshaus beschreibt, ist eine Hommage an dieses
ehrwürdige Gebäude. Er machte es auf diese Weise unvergessen, zumal es 1908
von den Picards abgerissen und in modernerer Form an derselben Stelle neu
aufgebaut worden war (heutiges Gebäude Müller-Markt).

Ebenfalls Schüler der Schopfheimer Realschule waren Dr. Max Josef Metzger
(1896-99, Pfarrer, 1944 als Verfolgter des Nazi-Regimes hingerichtet worden),
Wilhelm Menton (1902-08, Sohn des Hausener Mühlebesitzers) und Adelheid
Bürgin (1906-11), Tochter des Hafnermeisters Bürgin in Schopfheim.

Das Realschulgebäude war der Schopfheimer Bevölkerung aber auch in anderer
Hinsicht von Nutzen, denn in den Kellerräumen der Schule hatte man das „Volksbad
" untergebracht. Es bestand aus einigen Badewannen in abschließbaren Ver-
schlägen. Da damals nur wenige Bewohner des Ortes über den Luxus eines eigenen
Badezimmers in der Wohnung verfügten, hatte hier jedermann Gelegenheit,
gegen eine kleine Gebühr sich zu waschen bzw. zu baden.

Außerdem beherbergte die Turnhalle des Realschulgebäudes während des
1. Weltkrieges die sog. „Übernacht-Station". Darunter verstand man ein Nachtquartier
für durchreisende verwundete Soldaten. Sie konnte max. 100-150 Personen
aufnehmen.

Die wichtigste außerschulische Funktion aber erhielt das Gebäude, als für die
Dauer des 1. Weltkrieges das gesamte Haus mit Ausnahme weniger Räume durch
ein Lazarett des XIV. Armeekorps belegt worden war. Die Schule selbst zog
solange um in das alte Realschulgebäude in der Torstr.4. Was von August 1914
bis Februar 1916 als Vereinslazarett des Frauenvereins Schopfheim begonnen
hatte, wurde wegen der Kämpfe in den nahen Vogesen umgewandelt in ein Reservelazarett
(1.3.1916 - 31.7.1917) mit ca. 180 Betten. Bewirtschaftet wurde es

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