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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
62.2000, Heft 2.2000
Seite: 71
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2000-02/0073
Historische Schriften :o' belegen, dass schon die Kelten vor 2000 Jahren an den
Ufern des Rheines das Gold wuschen. Die Römer waren - was Urkunden bezeugen
- ebenfalls aktiv. Und bei den Alemannen bestätigen spektralanalytische Untersuchungen
goldener Grabbeigaben eine auffallende chemische Affinität zum
Rheinsold.

Die Goldwäscherei am Hoch- und Oberrhein wurde - was historische Quellen
eindeutig belegen - durch das ganze Mittelalter hindurch betrieben. Zu jener Zeit
nannte man die einzelnen Rheingold-Flitterchen des Waschgoldes prosaisch „güldene
Flügelein".211

Bis ins 19. Jahrhundert hielt sich die mehrheitlich nur als Nebenerwerb ausgeübte
Goldwäscherei von überwiegend bedürftigen Fischern. Bauern und Handwerkern
. Vor allem in den Wintermonaten und nach den zum Teil verheerenden
Frühjahrs- und Herbstüberschwemmungen wuschen sie das Edelmetall in den sogenannten
..Goldgründen" oder „Goldgrienen", den goldhöffigen Sedimenten des
Rheinufers und der Inseln. Die wenigen hauptberuflichen Goldwäscher lassen sich
noch bis 1874 nachweisen.

Am badischen Oberrhein waren im 17. und 18. Jahrhundert lediglich 20 Gramm
die durchschnittliche Jahresausbeute einer dreiköpfigen Goldermannschaft. Die
offiziellen Golderträge von 1748 bis 1874 werden mit insgesamt 366 Kilogramm
Gold veranschlagt. In den Jahren 1830 - 39 wurden pro Jahr rund 8 Kilogramm
gewaschen.22'

Auf Grund eines beständigen Schwarzmarktes sind diese Zahlen jedoch unvollständig
. Demi mit hoher Wahrscheinlichkeit liegt die gewaschene Menge an
Rheingold über einer Tonne. Der Schwarzmarkt entstand durch die staatlich angeordnete
Zwangsabgabe des gewaschenen Goldes und einen bewusst niedrig angesetzten
staatlichen Goldpreis. So fanden die Goldwäscher in fahrenden Händlern
oder heimischen Goldschmieden besser zahlende Abnehmer.

Bereits 1846 gab es Missernten. Die Versorgungslage der Bevölkerung in
Deutschland verschlechterte sich zusehends. Besonders nach der gescheiterten
Revolution von 1848 war der Hunger in vielen badischen Haushalten keine
unbekannte Erfahrung. Persönlich schwierige Situationen. Arbeitslosigkeit
und auch der zunehmende politische Druck einer restaurativen Politik verstärkten
die Entscheidung für eine - von den Behörden zu genehmigende -
Auswanderuns.

Oft war es aber nicht nur die amtlich gewünschte und durchgesetzte ..Abschiebung
", um politisch unliebsame Bürger loszuwerden. Aus der Sicht der Obrigkeit
war das staatlich gesponserte Schiffsticket über den großen Teich auch bei der
Abschiebung sozial schwacher Bürger eine lohnende Investition, um längerfristige
Unterstützungskosten zu vermeiden .23)

So nährten gesellschaftspolitische Ursachen die Hoffnung vieler, die sich an der
gescheiterten Revolution beteiligten, in Amerika neu zu beginnen. Die Auswanderungswelle
, die auch unsere Region erfasste. bahnte sich ihren Weg ins verheißungsvolle
.Juind der unbegrenzten Möglichkeiten".

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