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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
62.2000, Heft 2.2000
Seite: 142
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2000-02/0144
Die PREUSSAG-A.G. hatte die HANF-UNION-A.G. nur widerwillig übernommen
, denn sie war an einer Betätigung auf dem Textilsektor nicht interessiert.
Sie scheute auch das Odium einer Betriebsstillegung und signalisierte daher die
Bereitschaft, die Schopfheimer Liegenschaften einschließlich Maschinen, Betriebs
- und Geschäftsausstattung sowie Vorräten günstig abzugeben. Dr. jur. Walter
Zils, bis zum Besitzwechsel im Vorstand der MINIMAX-A.G., erwarb die
Schopfheimer Liegenschaften und Werksanlagen zur Vermietung an eine als Auffanggesellschaft
am 10. November 1969 von Peter J. Zils und ihm gegründete
HANF-UNION-Betriebs-G.m.b.H. Die neue Gesellschaft begann am 1. Januar
1970 den Betrieb. Alle 161 Mitarbeiter der A.G. wurden übernommen. Die Übernahmepreis
für Maschinenpark und Vorräte rechtfertigten die Hoffnung auf einen
„langen Atem" im Schrumpfungsprozess der Branche und die Aussicht, als letzter
von einstmals vielen Betrieben schließlich wieder ein Auskommen zu finden.
Diese Rechnung ging leider nicht auf.

Die HANFWERKE FÜSSEN-IMMENSTADT, die Branchenführerin, war im
Sommer 1969 von dem Augsburger Bauunternehmer Hans Glöggler übernommen
worden. Unter Freisetzung und Verwendung der sehr erheblichen stillen Reserven
zum Ankauf weiterer Betriebe mit solchen Reserven und auch deren Freisetzung
und Verwendung hatte er (von Gewerkschaften und Banken als Verwirklicher des
Prinzips Hoffnung gefeiert) den Glöggler-Konzern geschaffen. Dieser brach dann
ähnlich wie einst der Blumenstein-Konzern infolge von Änderungen des Marktes
und mangelnder Konsolidierung zusammen. Im Strudel des Zusammenbruchs
meldete die HANFWERKE FÜSSEN-IMMENSTADT-A.G. Konkurs an. Die
HANF-UNION-Betriebs-G.m.b.H. schien am Ziel, musste dann aber miterleben,
dass mit Hilfe des Staates (Land Bayern) eine Auffanggesellschaft gegründet und
die Gewerkschaft genötigt wurde, zur Rettung der (im Zeichen sich ausbreitender
Arbeitslosigkeit wieder erhaltungswürdigen) Arbeitsplätze den Sozialplan in diese
einzubringen

Die HANF-UNION-Betriebs-G.m.b.H. sah sich nun - nach Gründung der FÜSSENER
TEXTILWERKE-A.G. - einem Wettbewerber gegenüber, an dessen Gedeihen
die öffentliche Hand, die Banken und nicht zuletzt die Gewerkschaft (als Vertreterin
nun auch der Kapitalinteressen der Belegschaft) interessiert sein mussten.

In der so entstandenen Lage war kein Sinn mehr darin zu finden, den Betrieb
unter Inkaufnahme weiterer Verluste fortzuführen. Dr. jur. Walter Zils zog die
Konsequenzen. Am 03. Mai 1979 bot er der Belegschaft seine Geschäftsanteile als
Geschenk an. Nur als (ebenfalls) belegschaftseigener Betrieb habe die Gesellschaft
Aussicht, im Strukturwandel Schonung zu finden.

Das Schenkungsangebot fand in der Presse, Rundfunk und sogar im Fernsehen
große Beachtung, stieß aber bei der Belegschaft und erst recht bei der Gewerkschaft
nicht auf Gegenliebe. Letztere, in Füssen bereits mit dem Profilierungspro-
blem in belegschaftseigenen Betrieben konfrontiert, konnte an der Entstehung
weiterer belegschaftseigener Betriebe kein Interesse haben und empfahl also der
Belegschaft, das Schenkungsangebot abzulehnen.

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