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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
62.2000, Heft 2.2000
Seite: 190
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2000-02/0192
Bereits am Vorabend der Verleihung hatte die Gemeinde Hausen im Wiesental
in das Elternhaus Johann Peter Hebels eingeladen. In der Reihe „Mit der Hebelpreisträgerin
im Gespräch" erhielten die Besucher Gelegenheit, Emma Guntz und
ihr Werk näher kennenzulernen. Zusammen mit Andre V/eckmann, Hebelpreisträger
des Jahres 1976, entwickelte sich ein vielseitiger und unterhaltsamer Dialog.

Am 30. August 1937 wurde Emma Guntz in Bruchsal geboren. Nach dem
Abitur studierte sie Philologie in Heidelberg mit dem Hauptfach Anglistik und den
Nebenfächern Geschichte und Latein.

Emma Guntz wurde Präsidentin eines Vereins zur Resozialisierung Jugendlicher
in Problemvierteln, ist seit 1989 Mitorganisatorin der „Literarischen Biennale
Mitteleuropa " in Straßburg und begleitet seit mehr als zwanzig Jahren die elsässi-
sche Kulturbewegung als unentwegte, mutige Publizistin. Durch gezielte und intelligente
Medienarbeit setzt sie sich für den elsässischen Spracherhalt, eine zweisprachige
Zukunft und die kulturelle Öffnung des Elsass nach allen Seiten hin ein.
Im Elsass bedürfe es einer besonderen geistigen Haltung, um zwischen drei Sprachen
und zwei Kulturen bestehen zu können, sagt Emma Guntz.

Dass sie dabei grenzüberschreitend fühlt und denkt, ist klar. Sie fühlt sich jedem
Landstrich und jeder Sprache verbunden. Und doch wurde Französisch im Laufe
der Jahre zu ihrer primären Sprache.

Aus drei Gründen blieb Emma Guntz schließlich im benachbarten Elsass „hängen
": Wegen der Gastronomie, ein wenig wegen der Politik und - der Liebe. Sie
heiratete einen Elsässer Arzt und zog nach Straßburg.

„Wenn man im Elsaß dazugehören will, muß man drei Sprachen beherrschen:
Deutsch, Französisch und Elsässisch." Und Emma Guntz wollte dazugehören, sich
engagieren. Denn sie spürte: „Im Elsass des Jahres 1963 wollte man die Vergangenheit
totschweigen und die Gegenwart zubetonieren." Dies versuchte Emma
Guntz zu ändern. Sie begann zu lernen, schrieb Artikel, war als freie Journalistin
für „Radio Alsace" unterwegs und moderierte Sendungen des Fernsehsenders
„France 3 Alsace" und stellte in dem Filmbeitrag „2000 Jahre Geschichte am
Rhein " Beiträge zur Diskussion. Für das Fernsehen produzierte sie die wöchentliche
Lyriksendung „Dichter vun hit", in der sie neben Hochdeutsch und französischen
Einlagen der zeitgenössischen elsässischen Mundartlyrik den ihr gebührenden
Platz als spracherhaltende Literatur einräumte. Es war dies die einzige Sendung
dieser Art in Frankreich. In diesen Sendungen kamen besonders jüngere und
zum Teil unbekannte Dichter zu Wort, die Emma Guntz entdeckte und auch zu
qualitativem Schaffen anspornte.

Mit Serien wie .Moments poetiques", ,ßildergarte" und „Dichter vun hit"
machte sie weit über die Grenzen des Elsass auf sich aufmerksam. Mit dem
Ergebnis, dass man ihre Sendungen als „zu teuer" oder „zu kulturell für die
Provinz" einstellte. Inoffiziell wurde sie den Verantwortlichen unbequem, denn
Emma Guntz scheute sich nicht, auch einmal sehr zeitkritische Künstler und
Schriftsteller zu Wort kommen zu lassen. Die jüngste Hebelpreisträgerin machte
im Rundfunk die Elsässer mit ihrer kulturellen deutschsprachigen Vergangenheit

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