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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 1.2001
Seite: 66
(PDF, 68 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-01/0068
Bei der Suche nach Dokumenten über die Siedlung Röttelnweiler stieß ich vor
kurzem auf die Jahresrechnungen des Geistlichen Kastens der Röttier Kirche.3, Sie
stellen eine wahre Fundgrube über die Situation in den einzelnen Pfarreien und der
Einnahmen und Ausgaben dar. Überdies enthalten sie gelegentlich Hinweise auf
die früheren Patrozinien im evangelisch gewordenen Markgräflerland. Leider sind
manche Jahrgänge der Rechnungsbücher verlorengegangen. Doch reichen die
noch erhaltenen bis 1567, d.h. bis knapp an die Einführung der Reformation
zurück. Damals war die Erinnerung an die ehemaligen Patrozinien der Kirchen
und Kapellen noch stark im allgemeinen Bewußtsein verankert. Dies erhöht die
Glaubwürdigkeit der überlieferten Heiligennamen gegenüber späteren Traditionen
beträchtlich: waren sie doch im Laufe des 17. Jhs. nicht nur in Rötteln selbst,
sondern bei der Mehrzahl der evangelisch gewordenen Kirchen zunehmend in
Vergessenheit geraten.

Den Rechnungsführern des Geistlichen Kastens war zwar die Nennung der alten
Kirchenheiligen aus verständlichen Gründen nicht unbedingt angenehm; so werden
sie z.B. im ersten Buch von 1567 und in den Jahrgängen nach 1575 in der
Regel nicht erwähnt. Doch entschädigen die Rechnungsbücher von 1571 und 1572
durch die fast vollständige Angabe der Kirchenpatrone aus katholischer Zeit; davon
ausgenommen ist eigentlich nur die Kirche von Steinen mit ihren Filialen in
Hägelberg und Hüsingen.

Kehren wir zum Rötteler Gotteshaus zurück. In den Rechnungen des Geistlichen
Kastens von 1571 werden die Kirchenpfleger der S(ankt) Gallen Kirchen zu
Rötellen vorgestellt: Blasin Schelcker aus Haagen und Jakob Schelcker aus Tum-
ringen, also aus den beiden Gemeinden der Pfarrei.4' Im Jahre 1572 vertraten neue
Pfleger die beiden Orte: Zu Hagen: Item den XVI decembris anno LXXII Ist mit
Lienhart Möllin, dem Kilehenpfleger S.Gallen Zu Rötteln von Marthini ann LXXI
biß wider Marthini anno LXXII gerechnet worden... Zu Dumringen: Item den XVI
decembris Anno LXXII Ist mit Peter Mayer daselbsten, dem Pfleger S.Gallen
Kirchen Zu Röteln von Marthini Anno LXXI biß wider Marthini Anno LXXII
gerechnet worden.5' In beiden Rechnungsbüchern erscheint somit die Sankt Gallen
Kirch zu Rötteln. Gallus war der Patron des Gotteshauses, obwohl er in keiner der
großen Altarstiftungen der katholischen Zeit ausdrücklich bedacht worden war.
Als Kirchenpatron reicht Gallus offenbar in die Gründungszeit der Kirche zurück.
Es sei an das Jahr 751 erinnert, als die junge Röttier Kirche nur fünf Jahre nach
dem Sieg Pippins über die unbotmäßigen Alamannen zum ersten Male, und zwar
in einer Urkunde des Klosters Sankt Gallen, aenannt wird. Dieses Kloster wird in
einer Urkunde des Klosters vom 17. Juli 800 auch ausdrücklich als Besitzer der
Röttier Kirche bezeichnet: ecclesia de Rotinlaim monasterii. qui vocatur sancte
Callone. Der heilige Gallus als Patron von Rötteln unterstreicht den mächtigen
Einfluß und den Besitzanspruch des Klosters im Herzen des damaligen südlichen
Breisgaus.

Anzumerken ist, daß Johannes Helm6' bereits die Röttier Kirche als Gallus-
Kirche bezeichnet hat. Aber seine Annahme fußte auf einer mißverstandenen Be-

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