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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 1.2001
Seite: 72
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7. Biographische Notizen zu Sankt Gallus

Siegfried Harr

Gallus war wie Columban königlicher Abstammung. Der Begriff „adelig" und
„heilig" wurde in der Merowinger Zeit oft gleichgesetzt. Beide genossen als Söhne
der Oberschicht im Kloster Bangor. Nordirland, unter Abt Comgall, der 558
dieses Kloster gegründet hatte, eine hervorragende Schulung und eine väterliche
Erziehung, die Zuneigung und Gehorsam, Freiheit mit Bindung und Härte gegen
sich selbst koppelte.

Die irische Kirche hatte sich in ihrer Struktur von der Hierarchie einer Episkopalkirche
zur Mönchskirche wegentwickelt. Bischöfe waren den Äbten unterstellt.
In Franken sind z.T. wenig spirituell gesinnte Bischöfe, die Macht und Besitz vor
Bildung und geistliche Konsequenz stellten, mit beachtlicher weltlicher Macht
ausgerüstet gewesen. In Irland war weder die Kasuistik römisch-juristischen Denkens
zu Hause noch der übertriebene Respekt vor Amtsautorität. Der Bischof hatte
priesterliche Funktionen. Der Abt war im Zentrum des Geisteslebens die führende,
väterlich-geistliche Autorität. Dies entfaltete innere Freiheit und Kühnheit des
Denkens und Handelns, das die iro-schottischen Mönche vielfach auf dem Kontinent
missionarisch anwenden konnten, und das der Volksseele der Alemannen
entsprach, sie verwunderte und beeindruckte.

Cornelius Los schreibt: „Columban befiehlt seinen Schülern nichts, sondern lobt
ihnen die höchsten Prinzipien und Ideale des Christentums als nachahmenswert."

Zu den Regeln der iro-schottischen Mönchsgemeinschaften gehört natürlich Gehorsam
. Als Mittel der Erziehung wird der Gehorsam dem Vorgesetzten gegenüber
empfohlen, wie Christus, der gehorsam war bis zum Tod. Die Legende erzählt
, daß Gallus, der ein hervorragender Fischer war, nicht auftragsgemäß am
nahen Bach fischte, sondern nach seinem eigenen Willen im angrenzenden größeren
Fluß. Columban ließ ihn gewähren und durch die gemachte Negativerfahrung
einsichtig werden.

Gallus war in der Mission nicht zimperlich, obwohl die Iro-Schotten nie unbiblischen
Bekehrungszwang ausübten, sondern beispielhaft und zeugnishaft gehandelt
haben. So wurde z.B. den iroschottischen Mönchen die Aurelia-Kapelle in Bre-
genz zum Klosterort übergeben. Als Gallus in dieser christlichen Kapelle aus der
Römerzeit drei vergoldete heidnische Göttersäulen der Germanen fand, zerschlug
er sie und warf sie zum Erstaunen der Alemannen in den Bodensee. Dies offenbarte
die Ohnmacht des germanischen Polytheismus und zugleich auch die Leidenschaft
, Konsequenz und Kühnheit von Gallus. Dies war nur ein einzelner Akt
eines langen Prozesses der Re-Christianisierung dieses Raumes, den die iro-schottischen
Mönche geduldig und konsequent vorantrieben. Über viele Jahre war unter
den Alemannen Heidentum und Christentum gemischt. Die Alemannen wurden
hauptsächlich durch vorbildliches Leben und anhaltendes Bezeugen des Evangeliums
von Jesus Christus zu Christen. Dabei spielte das Liebesgebot - Matth. 22,

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