Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 1.2001
Seite: 84
(PDF, 68 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-01/0086
Professor Huldreich Koch (Coccius) nach Lörrach, der hier am 21. Januar 1556
die erste evangelische Predigt hielt und bald darauf durch den evangelischen Pfarrer
Paul Strasser ersetzt wurde.

Kurze Zeit später erhielt Simon Sulzer von Karl II. den Auftrag, nicht nur bei
der Reformation mitzuwirken, sondern auch über die vier Oberländer Diözesen
Rötteln, Schopfheim, Müllheim und Hochberg die Oberaufsicht zu übernehmen.
Sulzer sagte zu und hatte nun neben seinen Basler Ämtern hinfort auch noch das
Amt eines »Generalsuperintendenten« der Oberländer Pfarrer, »von denen ihn
viele als ihren Lehrer, alle wie einen Vater ehrten«.

In kurzer Zeit sandte Sulzer nun in alle Orte der Markgrafschaft Pfarrer, die die
reine Lehre des Evangeliums verkündigen sollten. Sie kamen aus Sachsen, aus den
freien Reichsstädten Straßburg, Ulm, Lindau und Augsburg, aus der Schweiz und
vor allem aus dem allezeit an Gelehrten fruchtbaren Schwabenland.

Der erste evangelische Pfarrer von Rötteln war Magister Valentin Cordatus, ein
Sachse, der jedoch nur kurze Zeit hier wirkte und schon 1559 verstorben ist. Ihm
folgten von 1558 an drei Pfarrer aus der von Württemberg stammenden und in
Basel zu hohem Ansehen gelangten Gelehrtenfamilie Grynäus, nämlich D. Thomas
, D. Johann Jakob und Theophil Grynäus. (Näheres über sie in dem Abschnitt
»Die Pfarrer an der Kirche zu Rötteln«.) Die beiden ersten waren zugleich Superintendenten
der Diözese Rötteln, die damals aus 15 Pfarreien bestand, und haben
als solche, vor allem D. Johann Jakob Grynäus. einen nicht geringen Einfluß
ausgeübt, insbesondere durch die Kirchenvisitationen, die nach der neuen Kirchenordnung
regelmäßig, zunächst jährlich, gehalten wurden.

Diese Kirchenordnung wurde am L Juni 1556 erlassen und sollte gelten »bis zu
einer allgemeinen christlichen Reformation«, an deren Möglichkeit Karl II. also
immer noch glaubte. Sie bestimmte u. a.. daß die Prediger sich in ihrer Lehre nach
der Heiligen Schrift, in zweifelhaften Punkten nach der Augsburgischen Konfession
zu richten haben. Im Sonntagsgottesdienst soll der Pfarrer auf der Kanzel das
apostolische Glaubensbekenntnis sprechen, ebenso die zehn Gebote und das Vaterunser
, damit das Volk diese Stücke richtig lerne. Etlichemale im Jahr ist die
Haustafel (Epheser 6, 1-9) zu verlesen. Kein Gottesdienst an Sonn- und Feiertagen
soll ohne Predigt sein. Für den Katechismusunterricht wird ein besonderer Gottesdienst
am Sonntagnachmittag bestimmt. »Und soll der Kirchendiener (Pfarrer) mit
der Jugend so freundlich und holdselig handeln, daß sie nicht vom Catechismus
abgeschreckt, sondern dazu lustig werden, wie denn unser Herr Christus selbst
sich der Kinder auf das freundlichste angenommen hat.« - Die Wochenpredigt hat
den Zweck, vor den im Schwang gehenden Sünden (Trunksucht, Rüchen, Schwören
, Untreue. List und Betrug in den Hantierungen) zu warnen. Am Samstag und
vor jedem Feiertag ist abends eine Vesperandacht zu halten. - Die Pfarrer sollen
unaufhörlich zur Buße mahnen, besonders im Vorbereitungsgottesdienst zum Heiligen
Abendmahl, nach dem ein jeder besonders verhört wird. Das Heilige Abendmahl
ist in den Städten mindestens einmal im Monat zu feiern, immer auch an
Sonn- und Feiertagen, so oft Kommunikanten sich melden, in den Dörfern an den

84


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-01/0086