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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 1.2001
Seite: 93
(PDF, 68 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-01/0095
510 Gulden, während der Pfarrer von Kleinkems sich mit 25 Gulden im Jahr
begnügen mußte. Zu dem Fixum kamen noch Naturalbezüge, Anteile am großen
Zehnten (Wein und Frucht), am kleinen Zehnten (Obst, Nüsse. Kraut u. a. Gemüse
, Flachs. Hanf), am Blutzehnten (Kälber, Ferkel, Lämmer. Ziegen, Hühner) u. a.
Nach dem ältesten vorhandenen Ffarr-Kompetenzbuch von 1583, geschrieben
vom damaligen Geistlichen Verwalter Georg Böhringen hatte für die Pfarrei Röt-
teln Tumringen den Heu-.Obst- und Hanfzehnten zu stellen, Haagen auch den
kleinen Zehnten. Der Fruchtzehnte kam von Tüllingen. Der Kornzehnte, den Haagen
zu entrichten hatte, betrug ca. 50 Malter, der Haagener Weinzehnte 90 bis 100
Saum. Das Holz stellte der Landvogt, doch muß der Pfarrer es selbst hauen und
heimführen lassen. Dem Pfründeninhaber floß jeweils nur ein Teil dieser Bezüge
zu. Ihr Ertrag war sehr wechselnd. Zwischen den reich und gering dotierten Pfarreien
gab es die größere Zahl der mittleren Klasse.

Rötteln gehörte (mit Blansingen. Brombach. Egringen. Eimeidingen. Fischingen
. Grenzach. Kirchen. Lörrach und Steinen) zu den mittelmäßig dotierten Pfarreien
. Zu den besten Pfründen in unserem Kirchenbezirk gehörten Binzen, Efrin-
gen. Haltingen. Holzen, Kandern, Weil und Wollbach. Zu den geringsten Hauingen
. Kleinkems und Tüllingen. Kein Wunder, daß der damalige Tüllinger Pfarrer,
Magister Matthias Reisner. von dem viele Gedichte erhalten sind, einmal klagte:
»Ob ich schon sitz am allerhöchsten./ ist doch mein Brot am allerschwächsten ...
O treuer Gott, gib Gnad und Gunst. / daß mein Gebet nit sey umbsunst; / Vom
hohen Berg mich bald erlös: / denn es ist wohnen darauff bös.«

Der Kleinkemser Pfarrer mußte um sein geringes Fixum kämpfen, das ihm der
Abt von St. Blasien nicht bezahlen wollte, da das Kloster in Kriegszeiten keinen
Zehnten erhalten habe. Auch wegen des Weins mußte er sich wehren. Es standen
ihm 16 Saum zu. und zwar aus der Kleinkemser oder Blansinger Trotte. Der Abt
lieferte ihm jedoch geringeren Welmlinger oder schlechten Mischwein. Des Pfarrers
Bitte, ihm den ihm zustehenden Kleinkemser Wein zu liefern, weist der
Klosterschaffner ab. Der Pfarrer verweigert die Annahme des schlechten Weines.
Es kommt zu einem Prozeß, der erst nach 10 Jahren in Wien zugunsten des
Kleinkemser Pfarrers entschieden wird.

Der Wein spielte damals im Markgräflerland eine noch größere Rolle als heute.
Ein guter Jahrgang brachte Wohlstand, ein schlechter oft wirtschaftliche Bedrängnis
. Er gehörte zum täglichen Brot und war das Getränk schlechthin. So klagte
einmal der Röttier Superintendent Marius (von 1591-1596 in Rötteln) seinem Arzt
in einem Brief:

»Es leidet mir auch der Wein, weiß also nit. wormit ich den Durst, so zimlich
stark, löschen möge.« Daß man seinen Durst auch mit anderen Getränken - etwa
mit Wasser - löschen könne, kam jenem Geschlecht offenbar nicht in den Sinn. Es
wurde viel Wein getrunken damals, oft nur zu viel, so daß von den Pfarrern oder
bei Kirchenvisitationen oder Synoden immer wieder darüber geklagt wird und
strenge Verordnungen gegen das »Vollsaufen« einzelner erlassen werden mußten.
Aber der Wein war nicht nur Getränk, sondern auch Zahlungsmittel. Man brachte

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