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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 1.2001
Seite: 94
(PDF, 68 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-01/0096
ihn nach Basel und erstand dafür, was man im Haushalt, in der Landwirtschaft oder
im Handwerk brauchte. Man bekam dafür im hinteren Wiesental, wo keine Reben
gediehen. Pferde. Kühe, Bauholz u. a. m. Man bestritt damit die Arzt- und Arzneikosten
und man brauchte ihn, auch in den Pfarrhäusern - für die Knechte und
Mägde und Taglöhner, die das Feld bewirtschaften halfen. Auch der Aufenthalt
von Pfarrersöhnen, die zum Studium in einer Basler Familie aufgenommen waren,
wurde gelegentlich mit einem Faß Wein honoriert, so daß der »Kompetenzwein«
keineswegs, nur für den Tisch des Pfarrers gebraucht wurde, sondern als Teil
seiner Besoldung den verschiedensten Verpflichtungen des Pfarrers dienen mußte.

Neben ihrer Haupttätigkeit in Predigt, Katechisation, Seelsorge, in Kasualien
und Verwaltung, neben ihrer Arbeit in den Schulen, die sie zu beaufsichtigen, z. T.
auch selbst zu halten hatten, wenn ein Lehrer nicht vorhanden war, und neben
ihrer wissenschaftlichen Fortbildung, über die sie von Zeit zu Zeit Rechenschaft
abzulegen hatten, mußten die Pfarrer zugleich auch noch Bauern sein und das
Land, das zum Pfarrgut gehörte und ein Teil ihrer Besoldung war. bewirtschaften
und mit Viehzucht sich beschäftigen. Da mußte manches Lehrgeld bezahlt werden
. Und wenn einer dafür kein praktisches Geschick hatte, dann gings ihm oft
übel, und er büßte dabei mehr ein als er gewann. Gut, wenn er eine tüchtige Frau
hatte, die etwas von der Landwirtschaft verstand und fleißig Hand anlegte. Sonst
gings entweder den Krebsgang, oder die Gemeindearbeit und die Fortbildung
kamen dabei zu kurz. Bei den meisten der damaligen Pfarrer - und das gilt insbesondere
auch von den Röttier Pfarrern und Superintendenten - scheint die Arbeit
in der Landwirtschaft ihre eigentliche Aufgabe keineswegs beeinträchtigt zu haben
. Sie wußten, worauf es zuerst und vor allem andern ankam, und waren zugleich
aufgeschlossen für alle Fragen der Zeit. Ludwig urteilt über diese Epoche:
»Ein ungemein reiches geistiges Leben herrschte am Ende des 16. Jahrhunderts in
den markgräflichen Pfarrhäusern. Es ist ein erfreuliches Bild, und wir können
sagen, daß die Geistlichen niemals engere Fühlung hatten mit der Kultur, der
Theologie und dem Geistesleben ihrer Zeit als damals.«

Um Zucht und Ordnung zu bessern, erließ Georg Friedrich von Sulzburg aus, wo
er seit 1599 residierte, eine Reihe von Kirchenmandaten. In ihnen wird das Verbot
der Sonntagsarbeit erneut eingeschärft. Für Ehebruch werden die schärfsten Strafen
angedroht, beim dritten Male sogar die Todesstrafe. Schlechte Frauenzimmer sind
auszuklopfen, mit Ruten zu streichen oder des Landes zu verweisen. Nächtliches
Einsteigen oder verdächtiger Zuwandel werden mit Gefängnis bestraft. Dem im
Volke weit verbreiteten Aberglauben soll gesteuert werden. Dem Bettelunwesen,
das eine Landplage geworden war, wird energisch entgegengetreten, um ehrliche
Arbeit und Wohlstand zu fördern. Die Erneuerung soll sich nicht nur in der reinen
Lehre der Hl. Schrift zeigen, sondern auch im täglichen Leben sich auswirken.

Die Kirchenordnung Karls von 1556 ergänzte Georg Friedrich 1601 durch die
Conformitas-Ordnung. Nach ihr soll die Predigt nicht länger als 1 Stunde dauern.
Vor das Hl. Abendmahl tritt die Einzelbeichte. Mindestens zweimaliger Gang zum
Tisch des Herrn im Jahr wird die Regel. Die Kinder werden eingewickelt getauft.

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