Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 1.2001
Seite: 97
(PDF, 68 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-01/0099
eines Batzens Wert schenken, keine Hemder. Beltz (Pelze) oder Röcklin.« - Die
z.T. arg mitgenommenen Kirchen und Pfarrhäuser werden wieder instandgesetzt.
Für die verloren gegangenen Glocken werden neue angeschafft. - Die im Kriege
unterbliebenen Kirchenvisitationen werden wieder aufgenommen und regelmäßig
gehalten, ebenso die Pfarrsynoden, so z. B. eine solche in Rötteln am 12. Juli 1653,
über die ein ausführlicher Bericht vorhanden ist. - Auch das Schulwesen suchte
man wieder in Ordnung zu bringen und den Schulbesuch zu verbessern u. a. auch
durch Geschenke an fleißige Schüler. - Die nach der Einführung der Reformation
außer der deutschen Schule gegründete Lateinschule in Rötteln wird 1650 erweitert
. Bei der Röttier Kirche wird ein neues Haus für diese Schule gebaut. In zwei
Klassen erhalten die Schüler Unterricht in Latein. Griechisch und Hebräisch. Als
erster praeceptor primarius wird Johannes Spieß genannt, der später Pfarrer in
Blansingen wurde, sodann Paul Frickler und Christian Rabus. Ihr Gehalt beziehen
die Präzeptoren aus den Kompetenzen, die Markgraf Rudolf JJI., der Erbauer
unserer Kirche, für deren 3 Altäre gestiftet hatte.

Diese Schule sollte den Oberländer Söhnen das Studium erleichtern. Sie konnten
hier die Vorkenntnisse, besonders in den Sprachen, erwerben, die es ihnen
ermöglichten, später das Gymnasium in Durlach zu besuchen, dessen obere Klassen
nach dem Dreißigjährigen Krieg ganz nach dem Muster der Universitäten
eingerichtet wurden.

Diese Jahre erfreulichen Wiederaufbauens währten indessen nur kurze Zeit.
Friedrich V., der aus Freude über den Friedensschluß von 1648 seinem Schloß
Ötlikon bei Haltingen den Namen »Friedlingen« gegeben hatte, konnte nicht ahnen
, daß schon nach 25 Jahren neue Kriegsstürme sein Land schier noch schlimmer
verheeren und seine Schlösser in Schutt und Asche legen sollten. Diese neuen
Stürme kamen vom Westen her, von Frankreich, das unmittelbarer Nachbar am
Rhein geworden war. Es waren die »Raubkriege«, die Ludwig XIV. - mit kurzen
Unterbrechungen - von 1672-1713 gegen das Deutsche Reich führte.

Hier sei nur daran erinnert, daß gleich der erste dieser Kriege (1672-1679) nicht
nur das Schloß, sondern auch alle Gebäude des Röttier Kirchbergs, außer der
Kirche und dem Landschaftshaus, (dem heutigen Böhringer'sehen Haus mit den
gestaffelten Giebeln) in Trümmer legte. Dies geschah zum Beginn des Jahres
1678. »in welcher Zeit wir auch unserer gehabten schönen Glocken mehr als
halben Theiles verlustigt wurden und die Uhr allbereits zum zweiten mahl ranzio-
nieren mußten«, wie der Tumringer Vogt am 14. Mai 1679 schreibt. Mit dem
Pfarrhaus verbrannten auch alle alten Akten, vor allem die Kirchenbücher. Sie
beginnen erst wieder 1679. Im Jahr 1688. dem Jahr des erneuten Franzoseneinfalls,
verzeichnet das neue Kirchenbuch nur 2 Trauungen, dagegen 22 Beerdigungen,
ungefähr das Vierfache der vorhergehenden Friedensjahre.

Die »Lateinische Röttelische Landschul« wird nach Basel verlegt, wohin auch
der Landvogt und die ganze Verwaltung ausgewichen waren. Ihr Lehrer ist der
Wiesleter Pfarrer Diaconus Ulrici. der allwöchentlich von Wieslet nach Basel und
zurück marschiert. Am Samstag - so berichtet er an den Markgrafen - müsse er

97


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-01/0099