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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 1.2001
Seite: 103
(PDF, 68 MB)
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deren Kenntnis die Kinder in der vorangegangenen Prüfung vor der Gemeinde
bewiesen haben, und das Versprechen, bei diesem Bekenntnis zu bleiben. Das
Dritte ist die Einsegnung mit den bis heute gebrauchten Worten: »Gott, der himmlische
Vater, erneuere in euch die Gabe des Heiligen Geistes und vermehre sie zur
Stärkung eueres Glaubens, zur Kraft in der Gottseligkeit, zur Geduld in allem
Leiden und zur seligen Hoffnung des ewigen Lebens durch unsern Herrn Jesus
Christus!«

Mit diesem Bericht über die offizielle Einführung der Konfirmation sind wir
jedoch der Zeit vorausgeeilt und in eine Epoche eingetreten, die, wie für die
allgemeine Geschichte der Markgrafschaft, so auch für die Kirchengeschichte unseres
Landes von außerordentlicher Bedeutung ist. Es ist die Epoche des Markgrafen
und späteren ersten Großherzogs von Baden. Karl Friedrich. Dieser von 1746-
1811. also 65 Jahre regierende absolutistische Fürst war einer der hervorragendsten
Herrscher seiner Zeit. Die Inschrift auf einem Denkmal bei Eutingen übertreibt
nicht, wenn sie sagt: »Wanderer dieser Straße sage deinem Land und der
Welt unser Glück: Hier ist der edelste Mann Fürst.« Und treffender noch ist das
Denkmal, das J. P. Hebel ihm in seinem Gedicht »Der Schmelzofen« gesetzt hat:
»Ne bessre Herr treit d" Erde nit! / ,s isch Sege. was er tuet und gitt.« Ein
lebendiges Denkmal aber war das dankbare Gedächtnis, das ihm. der seinen Un-
tertanen ein rechter Vater sein wollte, in den Herzen seiner Landeskinder bewahrt
wurde. Es gab in Baden kaum ein Rathaus, in dem nicht bis in unser Jahrhundert
hinein sein Bild von der Wand grüßte. Und die vielen »Karl Friedrich«, die gerade
im markgräflichen Oberland getauft wurden, bezeugen die Liebe und Verehrung,
deren er sich erfreuen durfte.

Nicht nur für das badische Volk und Land, sondern auch für unsere Kirche war
seine Regentschaft von weitreichender und gesegneter Wirkung. Denn Karl Friedrich
war ihr mit aufrichtiger Liebe zugetan, und die Sorge für die Kirche betrachtete
er als seine vornehmste Regentenpflicht, nicht etwa aus Staatsraison. sondern
weil er selbst ein überzeugter Christ war, der in der Kirche und mit der Kirche
lebte. Am Gottesdienst nahm er. wo er war. regelmäßig teil. Als er einmal in einer
Landgemeinde den Gottesdienst mit seinen Bauern feierte und dabei einige bemerkte
, die kein Gesangbuch hatten, reichte er ihnen sein Gesangbuch mit den
Worten, er kenne das Lied auswendig: es war das Lied »Gott mein Trost und mein
Vertrauen . . .«, das er auswendig bis zu Ende mitsang. In seiner Frömmigkeit war
er nicht engherzig und einseitig, sondern aufgeschlossen für andere Ausprägungen
evangelischen Glaubens, wenn sie nur echt waren und die tragende Mitte unangetastet
ließen. Zwar war auch er ein Kind seiner Zeit und darum von dem ethischen
Idealismus der sog. »Aufklärung« stark ergriffen, der seiner auf das Praktische
gerichteten Natur entgegenkam. Zwar begeisterte auch er sich für die Ideale seiner
Zeit, für Tugend und Rechtschaffenheit, für Menschenliebe und Pflichterfüllung,
für allgemeine Wohlfahrt, Zufriedenheit und Glückseligkeit. Doch war er zu nüchtern
, um einer oberflächlichen Humanitätsschwärmerei zu verfallen. Vor allem
aber war es sein auf die Hl. Schrift gegründeter Glaube, der ihn den »anderen

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