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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 1.2001
Seite: 104
(PDF, 68 MB)
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Geist« einer falschen Aufklärung erkennen und ablehnen ließ. - In seiner Jugend
genoß er den streng lutherischen Unterricht der Geistlichen. Von seiner Großmutter
, der klugen und frommen Magdalena Wilhelmina, wurde er in pietistischem
Sinne erzogen. Auf seinen Reisen kam er mit reformierten (seine Mutter aus dem
Hause Nassau-Oranien war reformiert) Gemeinden in Berührung, und als Mann
war er mit Männern verbunden, die innerhalb der Aufklärungsbewegung ernstlich
zu den biblischen Quellen zurücklenkten, mit Klopstoek, Lavater und Jung-Stil-
ling. die längere Zeit am badischen Hofe geweilt haben. Lavater war Karl Friedrich
»in schwerer Stunde« (nach dem Tode der Markgräfin 1783) »als ein vom
Himmel gesandter Bote erschienen«, und der »Patriarch der Erweckung«, Jung-
Stilling, hat dem gebeugten Greis Trost gespendet. Mit Jung-Stilling war Karl
Friedrich in besonderer Weise verbunden. Er holte ihn 1803 nach Karlsruhe, ernannte
ihn zum Geheimrat mit dem Auftrag, »Religion und praktisches Christentum
zu befördern«, und kam bis zu seinem Tod (1811) fast täglich mit ihm zusammen
. Jung-Stilling, der durch seine Staroperationen Unzählige von ihrer Blindheit
befreit hat, hatte ein weites Herz, das für die etwas schwärmerische baltische
Baronin von Krüdener, die, aus Basel ausgewiesen, am Grenzacher »Hörnli« evangelistisch
wirkte, ebenso offen war wie für seinen so ganz anders gearteten Freund
Goethe, den er mit Herder u. a. in Straßburg als Student kennengelernt hatte.
Darum konnte Stilling. der beweglich genug war, um mit den Führern des damaligen
deutschen Geisteslebens in Verbindung zu bleiben, seinen pietistischen Freunden
gegenüber sich auch kritisch äußern und sie z. B. vor Engherzigkeit gegenüber
anderer Art christlicher Frömmigkeit und in der Kindererziehung vor »Überfütterung
mit Hausandachten und erbaulichen Gesprächen« warnen, da dies bei der
Jugend oft nur Widerwillen und also das Gegenteil von dem, was man beabsichtigte
, hervorrufe. - Jung-Stilling, der über die Prinzessin Roxandra von Stourdza.
der L Hofdame der Zarin Elisavjeta. geb. Luise Auguste von Baden, auch auf den
Zaren von Rußland und durch ihn auch auf die Proklamation der »Heiligen Allianz
« von 1815 wesentlichen Einfluß ausübte, ist 1817 in Karlsruhe gestorben.

Alle diese Eindrücke haben Karl Friedrichs Christentum geprägt und in seiner
praktischen Wirksamkeit in der badischen evangelischen Kirche Spuren hinterlassen
. -Die Zentrallehren des Luthertums waren ihm sein Leben lang teuer. Alle
Gewißheit seiner Seligkeit setzte er in den Glauben auf Jesu Verdienst, und die
Gottheit Christi erschien ihm als das Fundament alles echten Christentums. Darum
war er bei aller Offenheit für neue Erkenntnisse und notwendige Wandlungen ein
erklärter Feind des Geistes der »falschen Aufklärung und Neuerungssucht, welche
die Religion zu untergraben sucht«, wie er selbst bekannte. Im Dogma konservativ
bewahrte er das Zentrum und Unaufgebbare des biblischen Glaubens. In der reformatorischen
»Freiheit eines Christenmenschen« gewährte er weitgehende Meinungsfreiheit
und war auch seinen vielen neu hinzugekommenen katholischen
Untertanen gegenüber nie intolerant. Er hat es darum auch abgelehnt, seine Pfarrer
auf die lutherischen Bekenntnisse durch einen feierlichen Eid bei der Ordination
zu verpflichten, obwohl dies viele Pfarrer, unter ihnen auch die der Röttier Synode

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