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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 1.2001
Seite: 118
(PDF, 68 MB)
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Ganz hat man das auch noch nicht gewagt beim sechsten badischen Gesangbuch
, das 1882 eingeführt und 1910 durch einen Anhang mit »Liedern besonders
für Jugendgottesdienste und Christfeiern« bereichert wurde. Doch kam man den
Originaltexten ziemlich nahe. Die gereimten Tugendunterweisungen waren darin
nicht mehr enthalten. Es ist das Gesangbuch, mit dessen 536 Liedern die Älteren
unter uns aufgewachsen sind und das uns heute noch lieb und vertraut ist. Sein
Mangel war, daß viele wertvolle alte Lieder und Psalmen, die längst in andere
Gesangbücher aufgenommen waren, in ihm fehlen. Es waren u. a. Lieder und
Weisen, die die Jugend- und Singbewegung nach dem L Weltkrieg wiederentdeckt
hatte, und Choräle, an denen in der Zeit des »Kirchenkampfes« die »Bekennende
Kirche« sich erbaut hat. Aus diesem Grunde, vor allem aber um endlich zu einem
möglichst einheitlichen Gesangbuch für alle evangelischen Landeskirchen in
Deutschland zu kommen, wurde 1952 als siebtes badische Gesangbuch das
»Evangelische Kirchengesangbuch« in Gebrauch genommen. Es enthält einen
»Stammteil« von 394 Chorälen, den es mit den meisten deutschen evangelischen
Landeskirchen gemeinsam hat. und einen zweiten »badischen« Teil mit 116 Liedern
, die man im Stammteil vermißt hatte. Wenn es auch nicht alle Wünsche
erfüllt und einige uns allzu »archaisch« anmutende Texte und Weisen darin Aufnahme
gefunden haben, so ist dieses neue Gesangbuch doch ein Fortschritt, und
viele seiner »neuen« Lieder und Melodien sind inzwischen der gottesdienstlichen
Gemeinde (in der Röttier Kirche wurde immer gern, frisch und kräftig gesungen)
ein Gut geworden, das sie nicht mehr missen möchte.

Doch nun wieder zurück in die Zeit Karl Friedrichs. Während in seinem Lande
das neue Gesangbuch mit seinen braven Tugendliedern eingeführt wurde, war in
Frankreich, beeinflußt vom Geist einer ganz anderen »Aufklärung«, der in leichtfertiger
Geistreichigkeit voll beißenden Spottes und höhnischen Witzes Bibel und
christlichen Glauben grimmig verlachte, jene radikale Umwälzung geschehen, die
wir die »Französische Revolution« nennen. Ihre Wellen schlugen auch über den
Rhein herüber, und auch im Badischen gab es viele, die aufhorchten und die sich
von den Parolen der »Freiheit«, der »Gleichheit« und der »Brüderlichkeit« bewegen
ließen. Zu einer Revolution kam es jedoch nicht. Der greise Markgraf, der
schon Jahre zuvor (1783) die Leibeigenschaft aufgehoben hatte, durfte in dieser
gärenden Zeit die Frucht seiner landesväterlichen Fürsorge ernten. Sein kleiner
Staat bestand den heraufziehenden Sturm, in dem andere Staaten zersplitterten und
der auch im nahen Schweizerland umstürzende Revolutionen ausgelöst hatte.

Wohl hatte die Markgrafschaft in den folgenden Kriegen, die Österreich von
1792 an gegen die französische Republik führte, noch manche schwere Last zu
tragen. So schlugen z. B. die Franzosen, ehe sie sich über die Lücke ins Elsaß
oder in den Hüninger Brückenkopf zurückzogen, in Rötteln. Tumringen und
Brombach alles kurz und klein. Der Pfarrer von Rötteln war mit seiner Familie
auf das Schloß geflüchtet. Indessen haben die betrunkenen Soldaten im Pfarrhaus
übel gehaust. Die Betten wurden aufgeschnitten, die Federn im Hof zerstreut
. Hühner und Gänse und Schafe wurden geschlachtet und in der Kirche am

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